Aktuelles Lexikon:Schafkopfen

Ein Kartenspiel, für das man rechnen und koalieren können muss, und das die CSU München als Schulfach einführen will.

Von Karl Forster

Es stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Doch über die Etymologie des Kartenspiels Schafkopfen streiten sich die Gelehrten. Eine These lautet, man habe früher auf einem Fass, also einem Schaff, gespielt, wofür spräche, dass es auch eine Schreibweise mit "ff" gegeben habe. Sicher ist nur, dass Schafkopfen mit einem Schafskopf nichts zu tun hat, denn für dieses Spiel muss man die Grundrechenarten perfekt beherrschen. Schafkopfen spielt man zu viert; meist zwei gegen zwei mit wechselnden Partnern, die sich über die Suche nach einem zu "rufenden" Ass finden, oder beim "Solo" allein gegen drei. Hier bestimmt der Solist eine Farbe (Eichel, Grün, Herz, Schellen) zu den gesetzten Trümpfen (Ober und Unter) als Trumpf; oder er spielt einen Wenz, da gelten nur die Unter, ähnlich dem Grand beim Skat. Gespielt wird mit 32 Karten, zum Sieg braucht man 61 "Augen", die "Spatzen" (Sieben, Acht, Neun) zählen nichts. Münchens CSU will, unterstützt vom Bayerischen Philologenverband, Schafkopfen als Teil bayerischen Kulturguts an den Schulen als Wahlfach anbieten; das Spiel stärke strategisches Denken, Rechnen und vor allem Teamfähigkeit. Denn man muss beim Schafkopfen immer neue Koalitionen eingehen. Eine Analogie zu künftigem politischen Verhalten findet sich in dem CSU-Antrag nicht.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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