Aktuelles Lexikon:Rattenlungenwurm

Wie der Parasit von der Ratte zum Menschen gelangt.

Von Viktoria Spinrad

Wer den Herbst auf Mallorca genießt, sollte dieser Tage ganz genau auf seine Tapas schauen: Denn auf der Insel warnen Forscher seit Kurzem vor dem Rattenlungenwurm, einem für Menschen potenziell tödlichen Parasiten, der auch durch mediterrane Köstlichkeiten wie Schnecken übertragen wird. Seit dem Fund von zwei infizierten Igeln lautet das Credo: Obst und Gemüse gut putzen, Krabben, Shrimps und Schnecken gut durchbraten. Letztere dienen nämlich als Zwischenwirte des nun in Europa nachgewiesenen Angiostrongylus cantonensis. Dessen eher unappetitliche Reise beginnt getreu seinem Namen in der Lunge von Nagern wie Ratten: Hier nistet sich der parasitäre Wurm ein, bevor er ausgeschieden wird. Mit dem Kot nehmen Schnecken den Wurm wieder auf - und damit auch Frösche, Krabben und Shrimps, die die Schnecken essen. Seit dem ersten Fund im Jahr 1935 in China hat sich der Rattenlungenwurm auf pazifische Inseln, nach Afrika, in die Karibik, die USA und nun offenbar auch nach Europa vorgearbeitet, wobei er in Menschen immer wieder Hirnhautentzündungen ausgelöst hat. Ein Grund zur Panik? Nein, sagen Forscher. Zum einen sei der Wurm mit bisher 2800 weltweiten Erkrankungen immer noch eine Rarität, zum anderen würden die meisten Menschen selbst ohne Behandlung wieder gesund.

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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