Aktuelles Lexikon:Radioaktives Wasser

In Fukushima wird der Platz für kontaminiertes Wasser knapp.

Von Christoph von Eichhorn

Betrachtet man das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi auf einer Satellitenkarte, sieht man sie sofort: Hunderte runde weiße und blaue Tanks. Sie sind randvoll mit radioaktivem Wasser und zeugen von den Folgen der Nuklearkatastrophe vor acht Jahren, mit Kernschmelzen in drei Reaktorblöcken. Weiterhin dringt Grundwasser in die Atomruine ein und wird dort mit radioaktiven Isotopen von Elementen wie Cäsium oder Strontium kontaminiert. Hinzu kommt Wasser, das zur Kühlung der Brennstoffkerne benötigt wird. Bis zu 150 Tonnen belastetes Wasser am Tag muss die Betreiberfirma Tepco abpumpen, damit es nicht in die Natur gelangt. Doch langsam wird der Platz knapp. Ab 2022 könne man keine weiteren Tanks mehr aufstellen. Daher erwägt die japanische Regierung nun, das angestaute Wasser in den Pazifik zu leiten - ein Plan, der auf Widerstand von Nachbarstaaten wie Südkorea stößt. Zwar filtert Tepco das Wasser zunächst, um es von radioaktiven Isotopen zu befreien. Doch werden so nur Cäsium und Strontium entfernt, nicht aber Tritium. Diese schwere Variante des Wasserstoffs lagert sich direkt an Sauerstoff an und ist daher weitaus schwerer loszuwerden. Ein Expertenteam soll nun klären, ob die verbleibenden Mengen an Radioaktivität gering genug sind, um das Wasser im Meer zu entsorgen.

© SZ vom 11.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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