Aktuelles Lexikon:Martinslaterne

Martinsumzüge finden heute im abgesicherten Modus statt: Hinter Transparentpapier leuchten LED-Lämpchen.

Von Karin Janker

Über den Ursprung des Brauchs, rund um den Sankt-Martins-Tag mit brennenden Kerzen und Laternen durch die Straßen zu ziehen, wird heftig spekuliert. Eine These beruft sich darauf, dass die Leseordnung für den Martinstag früher die Textstelle aus dem Lukas-Evangelium vorschrieb, in der es heißt: "Eure Lenden sollen umgürtet sein und brennende Lampen in euren Händen." Andere Brauchtumspfleger vermuten, die Tradition der Martinslaterne habe sich aus einem Kult am Grab des Heiligen entwickelt: Gläubige hätten des ehemaligen Bischofs von Tours mit Lichterprozessionen zu seiner Grabstätte gedacht. Erst in jüngerer Zeit wird bei Umzügen die Szene nachgestellt, in der Martin seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Ob als großer Martinsritt mit Pferd voran oder als Umzug der Kindergartengruppe - der Brauch hält sich bis heute. Allerdings scheut man inzwischen bei Lichterprozessionen alle Gefahren. War es früher noch üblich, dass Kinder zum "Rabimmel, Rabammel, Rabumm" ihre selbstgebastelten Laternen mit brennenden Kerzen schwenkten, baumeln heute LED-Lämpchen hinter Transparentpapier. Stimmungsvoller war es mit echtem Kerzenlicht - auch wenn bisweilen eine Laterne in Flammen aufging. Meistens aber doch nur, wenn es ein Lausbub darauf abgesehen hatte.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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