Aktuelles Lexikon:Mäzen

Er zahlt, genießt und schweigt, ganz nach dem Vorbild von Gauius Maecenas.

Von Kia Vahland

Gaius Maecenas schrieb Gedichte, aber Ruhm erntete er damit nicht, Nachruhm auch nicht. Wohlgefallen, Ehre aber lassen sich auch anders erwerben mit etwas Glück und viel Geld. Maecenas beschenkte Autoren. Horaz etwa kam in den Genuss eines Landguts, er dankte es seinem Gönner mit schönen Worten. Maecenas lebt bis heute im Wort "Mäzen" fort. Wer sein Geld nicht für sich behält, sondern damit die Künste fördert, darf sich wie der alte Römer fühlen. Dafür aber sollte er oder sie keine doppelte Agenda betreiben. Schenkt jemand seiner Heimatstadt seine Kunstsammlung, fordert dafür aber einen Museumsbau samt Unterhalt, Forschung und Bilderpflege, so ist das kein Mäzenatentum, sondern Geschäftemacherei. Wahre Mäzene genießen und schweigen, manche verraten öffentlich nicht einmal ihren Namen. In Deutschland war das Mäzenatentum lange weniger wichtig als etwa in den USA, weil die staatliche und kommunale Kunstförderung hier besser funktioniert. Doch in Zeiten knapper Haushaltskassen ändert sich das. Die Künstlerin Hito Steyerl warnt nun davor, Mäzene könnten auch hierzulande zu viel Einfluss auf den Kunstbetrieb nehmen. Anlass ist die Debatte um die internationale Kunstförderung des Sackler-Konzerns Purdue Pharma, der mit seinen Schmerzmitteln von Tablettensucht profitierte.

© SZ vom 09.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: