Aktuelles Lexikon:Krisengewinner

Wenn Fahrradläden und Videotelefonie plötzlich boomen.

Von Julia Bergmann

Das seit dem 16. Jahrhundert bezeugte Wort Krise leitet sich vom griechischen Begriff krísis ab und bedeutet so viel wie "Entscheidung" oder "entscheidende Wendung". Diese Entscheidung fällt in sich zuspitzenden Situationen auch darüber, wer zu den Verlierern eines Konflikts gehört und wer zu den Krisengewinnern. Das gilt für Wirtschaftskrisen, wie es sie 1929 oder 2008 gab, genauso wie für politische Krisen oder Kriege. Anfang der Neunzigerjahre etwa, während des Golfkonflikts, gehörten manche Ölförderer zu den Profiteuren. Auch die Corona-Pandemie bringt Gewinner und Verlierer hervor. Die Gruppe der Verlierer ist, allein unter ökonomischen Gesichtspunkten, riesig. Gastronomie, Luftfahrt- oder Automobilindustrie leiden unter den Restriktionen, die zur Virus-Eindämmung verhängt wurden. Zu den Gewinnern zählen Softwareanbieter für Videotelefonie und Videokonferenzen. Nach dem Ausbruch der Pandemie stieg die Nachfrage nach Fernzugriffs- und Home-Office-Lösungen stark an. Da immer mehr Menschen lieber aufs Fahrrad steigen als mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, könnten auch die Fahrradhändler zu Krisengewinnern werden, vorläufig zumindest. Ob das so bleibt, hängt auch davon ab, ob es einen erneuten Shutdown von Produktion und Handel geben wird.

© SZ vom 13.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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