Aktuelles Lexikon:Konversionstherapie

Wie gefährlich es ist, die sexuelle Identität umtherapieren zu wollen.

Von Christian Weber

Homosexualität ist keine Krankheit, sondern eine sexuelle Orientierung, die von außen nicht geändert werden kann. Dennoch bieten auch in Deutschland Mediziner, Pfarrer, Coaches, aber auch ausgebildete Psychotherapeuten sogenannte Konversions- oder Reparativtherapien an, durch die Schwule und Lesben zur Heterosexualität gebracht werden sollen. Bis zu 2000 solcher Therapieversuche werden Schätzungen zufolge jedes Jahr in Deutschland gemacht. Jetzt hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, bei dem die Konversionstherapien unter Strafandrohung verboten werden sollen. Vor allem religiöse, evangelikale Gruppen propagieren die Umpolung der sexuellen Identität, weil sie angeblich nicht natürlich sei und dem Willen Gottes widerspreche. Einschlägige Therapeuten verwenden dabei alle möglichen psychotherapeutischen Techniken. Manche setzen auch auf das Einüben von Geschlechterrollen. So sollen Männer besonders männliche Hobbys betreiben, Frauen sich besonders weiblich kleiden. Ein Standardverfahren gibt es nicht, weil Konversionstherapien eben nicht wissenschaftlich gestützt sind. Erwiesen sind allerdings die schädlichen Folgen solcher Behandlungen. Viele der Therapierten leiden unter Ängsten, Depressionen und erhöhter Suizidalität.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: