Aktuelles Lexikon:Kategorischer Imperativ

Was Immanuel Kants Generalformel für ethisches Handeln mit dem Tagungsort für den AfD-Parteitag verbindet.

Von Stefan Kornelius

Immanuel Kant hat seine Generalformel zum ethischen Handeln in zwei Hauptwerken und etlichen Unterkapiteln entwickelt: "Handle nach der Maxime, die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetz machen kann." Diesen Obersatz philosophischen Denkens gibt es in vielen Varianten und volkstümlichen Übersetzungen ("Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu"). Was als Kategorischer Imperativ in die Geistesgeschichte eingegangen ist, gibt es allerdings auch in sprachspielerischer Form. Sie entsteht, wenn man den Imperativ an seiner grammatikalischen Wurzel packt: als absolute, nicht zu steigernde Befehlsform eines Verbes. Der kategorische Imperativ ist dann so etwas wie ein Imperativ der Imperative, der keinen Widerspruch duldet. Die deutsche Sprache hält ein paar dieser ironisch bellenden Befehle parat, die auch versteckter Imperativ genannt werden. Die Aufforderung, nun eine Treppe emporzugehen, heißt demnach: Bürgersteig. Andere kategorische Imperative sind Hautkranke, Habenichts oder (besonders hübsch) Deutsche Werft. Nun hat die AfD den Sprachkanon mit der Wahl des Tagungsortes für ihren Parteitag bereichert: Es handelt sich um die Stadt Braunschweig.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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