Aktuelles Lexikon:Inverse Zinskurve

Wenn die Zinsen Kopf stehen, bedeutet das meist nichts Gutes.

Von Thomas Öchsner

Normalerweise ist es ganz einfach: Je länger Banken einem Kunden Geld leihen, desto höhere Zinsen können sie verlangen. Schließlich müssen sie dann länger darauf warten, bis das verliehene Geld zurückgezahlt ist. Genauso ist es, wenn Bürger oder große Investoren dem Staat Geld leihen: Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto höher fällt in der Regel der Zinssatz aus. Manchmal stehen die Zinsen jedoch auf dem Kopf - dann sind die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen. Fachleute sprechen dann von einer inversen Zinskurve oder Zinsstruktur. Dieses Phänomen konnte man nun gerade in den USA beobachten: Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten brachten eine Rendite von 2,46 Prozent, minimal geringer war der Ertrag bei einer Laufzeit von zehn Jahren mit 2,45 Prozent. Dieses ungewöhnliche Verhältnis zwischen kurz- und langfristigen Renditen beunruhigt derzeit die Finanzmärkte. Der Grund: Stehen die Zinsen auf dem Kopf, gilt das als Warnzeichen für einen näherrückenden Wirtschaftsabschwung, eine Rezession. Die Anleger rechnen dann mit niedrigen Zinsen und einem schwächeren Wachstum. Immerhin ging fünf Rezessionen in den USA eine inverse Zinskurve voraus. Ob es diesmal wieder so kommt und was das für Europa bedeutet, kann aber keiner mit Gewissheit vorhersagen.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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