Aktuelles Lexikon:Indigene

Wieder leiden Ureinwohner unter eingeschleppten Seuchen.

Von Benedikt Peters

Das Coronavirus ist ein Schrecken für die gesamte Welt; für die indigenen Völker Lateinamerikas ist es zugleich eine bittere Erinnerung daran, dass sich Geschichte wiederholen kann. Als indigene (eingeborene) oder autochthone (ursprüngliche) werden diejenigen Völker bezeichnet, die schon in Lateinamerika lebten, als die Schiffe der Spanier und Portugiesen dort ab Ende des 15. Jahrhunderts anlandeten. Von den Kolonisatoren wurden sie nicht nur in Scharen versklavt und niedergemetzelt. Noch weit mehr Indigene starben an den Krankheiten, welche die Europäer eingeschleppt hatten, an Pocken etwa, an Masern oder Cholera. Nun ist auch das Coronavirus in die entlegenen Gebiete vorgedrungen, in denen Indigene leben, etwa ins brasilianische Amazonasgebiet. 23 Infizierte werden von dort gemeldet, binnen eines Tages stieg die Zahl sprunghaft an. Vier Menschen sind bisher an Covid-19 gestorben, darunter ein 15 Jahre alter Jugendlicher vom Volk der Yanomami. Die Pandemie könnte die Indigenen besonders hart treffen, da die Gesundheitsversorgung in ihren Gebieten oft schlecht ist. Ohnehin hat sich Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro wenig um sie gekümmert, auch schon vor Corona. Er hält es stattdessen mit den Holzfällern, die den Amazonas-Regenwald immer stärker ausbeuten.

© SZ vom 23.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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