Aktuelles Lexikon:Gothic

Markenzeichen der "Grufties" sind schwarze Kleider und lange Haare - die beschäftigen jetzt auch das Bundesverwaltungsgericht.

Von Marc Hoch

Provokation ist das Markenzeichen aller Subkulturen, doch anders als die rebellischen Punks setzen die "Goths" eher auf den stillen optischen Affront. Ihr Markenzeichen ist ein düsterer, von der Farbe Schwarz dominierter Kleidungsstil, der beim Betrachter auch wegen der weiß geschminkten Gesichter Erinnerungen an Tod und Dracula heraufbeschwören kann. Im Sprachgebrauch hat sich der eher negative Begriff "Gruftie" für die Szene etabliert. Dabei werden Gothic-Anhänger nicht von satanischen Gedanken beherrscht, sondern wollen eine skeptisch-sinnsuchende Haltung bekunden und "den bittersüßen Rausch verletzter Gefühle" auskosten, wie es in einem Standardwerk heißt. Entstanden ist die Bewegung in den Siebzigerjahren in England als Teil einer neuen Musikrichtung, doch der musikalisch-intellektuelle Bezugsrahmen ist mit Bands wie Joy Division, Sisters of Mercy oder Cult keineswegs ausgeschöpft. Dreh- und Angelpunkt bei den Aktivitäten ist aber das Styling, wobei die Frisur so wichtig ist, dass jetzt das Bundesverwaltungsgericht entscheiden muss. Ein Bundeswehrsoldat, ein "Goth", will sich sein Haar nicht abschneiden, wie es der Arbeitgeber verlangt. Dabei lässt das Stil-Repertoire der Szene auch die Glatze zu - erfreulich für die immer älter werdenden Goth-Männer.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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