Aktuelles Lexikon:Glück auf!

Schon Goethe verwendete den Gruß, der nun in Deutschland langsam ausstirbt.

Von Marc Hoch

Bergleute sind wie nur wenige Berufsgruppen von Gefahren bedroht. Es kommt trotz aller Sicherheitsvorkehrungen immer wieder zu schrecklichen Katastrophen: In Tschechien starben jetzt bei einer Grubenexplosion 13 Menschen. Kein Wunder also, dass für Bergleute ein günstiges Schicksal existenziell ist. Seit Langem rufen sie sich deshalb "Glück auf!" zu - eine Formel, die vor mehr als 400 Jahren im sächsischen Erzbergbau entstanden sein soll und die seither als Bergmannsgruß verbreitet ist. Der Bedeutungsgehalt dieser Wendung, die auch im berühmten Steigerlied vorkommt, erschließt sich unmittelbar. Es ist der Wunsch, dass sich für den Bergmann gleich doppelt das Glück einstellt. Denn zum einen soll er aus den dunklen Tiefen heil nach oben kommen; die Gänge und Klüfte, in denen er arbeitet, sollen sich gleichsam wieder auftun. Zum anderen soll er aber auch reiche Beute machen, und ein Schatz möge sich auftun, worauf Goethes Zeilen aus dem "Faust" (Teil II) anspielen: "Die hohen Berge schröpfen wir,/Aus vollen Adern schöpfen wir;/Metalle stürzen wir zu Hauf/Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf!" Im Ruhrgebiet wird nun niemand mehr die Berge schröpfen: Am Freitag schloss die letzte Steinkohle-Zeche. Die Bergleute, die dort arbeiteten, müssen nun woanders unterkommen: Glück auf!

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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