Aktuelles Lexikon:G'day mate!

Der tägliche Gruß der Australier zeugt von deren Selbstverständnis. Nun aber hat ihn ein Staatsminister allzu lüstern geflüstert.

Von Jan Bielicki

Wie einer in Australiens Busch hineinruft, so klingt es heraus: "G'day mate" ist der Gruß des fünften Kontinents, mit der Übersetzung "Guten Tag, Kumpel" jedoch unzureichend erklärt. Denn in der Grußformel steckt viel vom Selbstverständnis der Australier. Dabei ist g'day (von good day) der einfachere Part; die Verkürzung ist den lästigen Fliegen, den Blowies, geschuldet, deretwegen im Outback die Sprache, die mal Englisch war, nur bei geschlossenen Zähnen aus dem Mund kommt. Mateship dagegen gilt als Grundprinzip des - männerdominierten - Zusammenlebens im Land. Ein Mate kann Freund, Kumpel, Spezl sein, aber auch jeder Beliebige. Das Wort signalisiert den Anspruch, ein jeder solle sich hier unter Gleichen fühlen; es verweist aber auch auf geschlossene Freundeszirkel, die dann doch das Sagen haben. Einer daraus, Andrew Broad, hat dem Gruß nun eine neue Note verliehen. Der konservative Staatsminister trat zurück, nachdem anzügliche Chats mit einer jungen Frau publik wurden. Er soll sie über eine Website für Männer kennengelernt haben, die für die Gesellschaft sehr viel jüngerer Frauen zahlen. Sie hatte ihm geschmeichelt, sie finde seinen Dialekt "sexy". Er flüstere ihr "g'day mate" ins Ohr, flötete er lüstern zurück. Seither tun sich viele Australier schwer, unbefangen zu grüßen.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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