Aktuelles Lexikon:Friseur

Warum ihn in Frankreich kaum jemand kennt - und warum er in Heimarbeit meist nicht adäquat zu ersetzen ist.

Von Josef Kelnberger

Das Wort Friseur stammt, wie an der Endung unschwer zu erkennen, aus dem Französischen. "Friser" bedeutet so viel wie "zwirbeln". Wer in Frankreich nach einem Friseur fragt, wird aber meist verständnislose Blicke ernten. Man wendet sich dort an den Coiffeur oder die Coiffeuse. In Deutschland ist die weibliche Form weniger eindeutig: Lange sprach man von "Friseuse" - doch wegen sexistischer Vorurteile, die damit verbunden waren, hat sich die Friseurin durchgesetzt. Oder die Haarstylistin, respektive der Haarstylist. Das Schneiden und die Pflege von Kopfhaar ist nach wie vor eine Frauendomäne, die Zahl männlicher Auszubildender steigt jedoch stetig. Als Nebenwirkung der Corona-Krise dürfte das Sozialprestige dieser Berufsgruppe noch einmal wachsen. Seit Mitte März sind die Salons geschlossen, Frisuren geraten außer Form, in gefärbtem Haar macht sich am Ansatz die Ursprungsfarbe oder das Altersgrau bemerkbar. Was tun, wenn man kein Glatzkopf ist oder radikalrasieren will? Do it yourself kann böse enden, wie ein Blick in die sozialen Netzwerke (#coronahaircuts) zeigt, oder auf den Kopf von Vizekanzler Olaf Scholz, der sich in seine überschaubare Haarpracht eine hässliche Schneise geschlagen hat. Fachkräfte empfehlen: warten bis zur Öffnung am 4. Mai, und sich beizeiten um einen Termin kümmern.

© SZ vom 18.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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