Aktuelles Lexikon:Establishment

Bernie Sanders nutzt den Kampfbegriff gegen die eigene Partei.

Von Clara Lipkowski

Das Wort Establishment lässt sich eigentlich recht eindeutig mit "Elite" oder auch "Etablierten" übersetzen. Aber wer genau dieser Oberschicht zugerechnet wird, verschwimmt häufig. In der Regel sind damit Menschen gemeint, die mehr Macht haben als die Person, die das Wort verwendet. Seit Jahrzehnten wird der Begriff politisch, rechts wie links, überaus leidenschaftlich strapaziert. Schon die Jugend- und Studentenbewegung in den Sechzigerjahren kämpfte gegen das (bürgerliche) Establishment. Dieser Tage sehen sich Unterstützer von Bernie Sanders, der in den USA den amtierenden Präsidenten Donald Trump im Namen der Demokraten herausfordern will, vom Establishment der Partei verraten, das den Rivalen Joe Biden unterstütze. Donald Trump selbst war nach seinem Wahlsieg mit der Ansage nach Washington gekommen, gegen das Establishment zu kämpfen, womit außer Politikern auch sogenannte etablierte Medien gemeint waren. In dem Sinn interpretieren auch rechte Kräfte hierzulande das Wort, aber auch die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht rekurriert gerne mal auf "gekaufte Politiker". Das Establishment bleibt also diffus. Wer auch immer das ursprünglich neutrale Wort politisch verwendet, nutzt es - und, Achtung, auch dieses Wort wird arg strapaziert - als Kampfbegriff

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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