Aktuelles Lexikon:Ehrenpatenschaft

Werden in Bayern Drillinge geboren, so mischt sich der Ministerpräsident ein.

Von Johann Osel

Die Kinderzahl von CSU-Politikern gilt gemeinhin als delikate Causa, löste doch außerehelicher Nachwuchs bereits Schlagzeilen aus. Ganz offiziell vermeldet nun ein Sprecher der bayerischen Staatskanzlei über Markus Söder: "Insgesamt sind es jetzt 63 Kinder", 21 Mal Drillinge. Allerdings handelt es sich um Mädchen und Buben, für die der Ministerpräsident als "Ehrenpate" fungiert. Die Idee rief er Mitte 2018 ins Leben, für Mehrlingsgeburten ab Drillingen gibt es einmalig 1000 Euro pro Kind - auf Antrag von Familien mit deutscher oder EU-Staatsbürgerschaft. Das sei "Wertschätzung in einer besonderen familiären Situation". Acht Bundesländer bieten derlei Patenschaften an sowie der Bundespräsident. Theodor Heuss reaktivierte die Gepflogenheit, die es bereits im Kaiserreich gab. In der NS-Zeit legten die Paten - Adolf Hitler und Herrmann Göring als Preußens Ministerpräsident - das Ganze gemäß Rassenlehre aus. Patenschaften galten für das neunte Kind oder den siebten Sohn. Heuss verankerte erstmals die Freiwilligkeit. Bis heute werden Bundespräsidenten auf Antrag Paten für das siebte Kind (auch adoptierte) - seit 1949 gut 80 000 Mal. In der DDR gab es auch Sachspenden, eine Notiz aus Thüringen listete mal auf: "12 Mullwindeln, 4 Strampelhöschen, 6 Jäckchen, 1 Badetuch, 1 Ausfahrgarnitur, 3 Wollschlüpferchen".

© SZ vom 09.01.2019 / ojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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