Afrika:Das große Schachern

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Journalisten haben sich die afrikanischen Namen in den Panama Papers genauer angeschaut - und decken das Finanzgebaren einer korrupten Elite auf.

Von Isabel Pfaff, München

In Togos Erde liegen keine Reichtümer. Das arme westafrikanische Land, ein schmaler Streifen zwischen Ghana und Benin, lebt vor allem von der Landwirtschaft. Der einzig wertvolle Rohstoff: Phosphat, ein Mineral, das vor allem in Düngemitteln zum Einsatz kommt. Für ein kleines Land wie Togo könnten die Phosphatreserven - die drittgrößten im subsaharischen Afrika - wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten. Tun sie aber nicht.

Stattdessen hilft das togolesische Phosphat offenbar einer indischen Unternehmerfamilie namens Gupta beim Reichwerden - und der Clique um den Präsidenten. Denn der Rohstoff ist fest in der Hand der Regierung, über das Staatsunternehmen Société Nouvelle des Phosphates du Togo (SNPT). Die Regierung wiederum ist fest in der Hand einer Familie: der Gnassingbés. Zusammengerechnet regieren Vater und Sohn das Land seit inzwischen 50 Jahren.

Nach den Recherchen eines afrikanischen Journalistenkollektivs verkaufte Präsident Faure Gnassingbé das Phosphat in den vergangenen Jahren deutlich unterhalb des Marktpreises an die Gupta-Familie und ihre Firma Kalyan. Ein Deal, der dem Präsidenten persönlich wahrscheinlich Vorteile verschafft hat - während sich gleichzeitig die Lage der Arbeiter in Togos Phosphatminen verschlechtert. Regelmäßig streiken sie für höhere Löhne, bessere medizinische Versorgung und Schutzkleidung wegen der gefährlichen Minenarbeit. Die Antwort des Staatsunternehmens SNPT: nicht genügend Einnahmen.

Das Beispiel aus Togo stammt aus einer Studie, die ein Team afrikanischer Reporter am Donnerstag veröffentlicht hat. Der Ausgangspunkt ihrer Recherchen: die vielen Namen afrikanischer Politiker oder ihrer Angehörigen, die in den Panama Papers auftauchten. Woher stammt eigentlich das viele Geld, das diese Eliten demnach in Steueroasen versteckt haben? Die Journalisten haben in sieben afrikanischen Ländern recherchiert und aufgedeckt, wie die Mächtigen dort mit den Ressourcen ihrer Länder umgehen. Und sie kommen zu dem Schluss: "Diese Eliten haben sich in gewisser Weise in eben jene koloniale Plünder-Maschine verwandelt, die sie nach der Unabhängigkeit ihrer Staaten ersetzt haben."

In Südafrika müssen sich Firmen rechtfertigen, wenn sie mit Präsident Zuma in Kontakt stehen

Beispiel Mosambik: Im Norden des Landes wurden vor wenigen Jahren riesige Rubin-Vorkommen entdeckt. Die Förder-Lizenzen haben sich vor allem Minister und mächtige Mitglieder der Regierungspartei Frelimo gesichert, die sie wiederum an internationale Unternehmen vergeben. Mit dem Argument, dass große Minenbetreiber dem Land Steuern und Wohlstand bringen werden, verjagen Sicherheitskräfte kleine, einheimische Rubin-Sucher mit Gewalt. Nur: Von dem angeblich zu erwartenden Reichtum und den Steuereinnahmen hat die Bevölkerung bis heute nichts gesehen, wie die Recherchen des Kollektivs zeigen. Das Steuergeld, das der nördlichen Provinz Cabo Delgado laut den Verträgen zusteht, ist nirgendwo in den Büchern der Verwaltung zu finden.

Auch in Burundi zweigt die Elite Geld ab, das die Bevölkerung dringend braucht. In dem kleinen zentralafrikanischen Land hält sich Präsident Pierre Nkurunziza seit 2015 mit Gewalt an der Macht, obwohl ihm laut Verfassung seine jetzige, dritte Amtszeit nicht erlaubt ist. Hunderttausende sind vor dem Terror der Regierung geflohen, die Wirtschaft liegt brach. Trotzdem hat der Präsident, so die Recherchen des Reporterkollektivs, dieses Jahr den gesamten Dollar-Vorrat des Landes einer einzigen Ölfirma zugeschanzt. Er soll selbst Anteile an dieser Firma haben. Das Ergebnis: Treibstoffknappheit und noch mehr Unternehmen, die vor dem Ruin stehen.

Die Studie zeigt, wie auch in Ruanda, Botswana, Südafrika und der Demokratischen Republik Kongo die Mächtigen Verbindungen eingehen mit großen Firmen oder Raubrittern aus der ganzen Welt, um die Ressourcen ihrer Länder zum eigenen Vorteil auszubeuten. Für die Autoren der Studie geht es nach der Veröffentlichung der Panama Papers nicht nur darum, Steueroasen in den Blick zu nehmen, sondern auch afrikanische Eliten und ihre Verbündeten. Als Beispiel dient Südafrika, wo sich internationale Konzerne inzwischen rechtfertigen müssen, wenn sie mit dem korrupten Präsidenten Jacob Zuma und seinen zweifelhaften Business-Partnern Kontakte pflegen.

Die Studie "The plunder route to Panama - how African oligarchs steal from their countries", erstellt vom African Investigative Publishing Collective zusammen mit Africa Uncensored, ist hier zu finden: www.zammagazine.com/images/pdf/documents/African_Oligarchs.pdf

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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