Afghanistan:Taliban töten zehn Jahre alten "Kriegshelden"

Lesezeit: 2 min

  • Am Montag haben die Taliban den zehnjährigen Wasil Ahmad erschossen.
  • Die afghanische Regierung hatte den Jungen im vergangenen Sommer zum Kriegshelden erklärt, nachdem er eine Zeit lang eine Gruppe von Milizionären angeführt haben soll.

Von Marc Bädorf

Wasil Ahmad war zehn Jahre alt, als ihn das afghanische Militär zum Kriegshelden erklärte. Im vergangenen Jahr soll er eine Gruppe afghanischer Milizionäre gegen die Taliban angeführt haben, anschließend präsentierte die afghanische Regierung Wasil Ahmad vor den Kameras. Auf einem Bild posiert der Junge mit Waffe und Helm. Auf einem anderen trägt er eine zu große Polizeiuniform, jemand hat ihm eine Blumenkette umgehängt.

Jetzt ist der Kriegsheld Wasil Ahmad tot. Als er am Montag sein Zuhause in Tarin Kut, Hauptstadt der südafghanischen Provinz Uruzgan, verließ, um Gemüse zu kaufen, schoss ihm ein Mann von einem Motorrad aus zweimal in den Kopf und floh. Später bekannten sich die Taliban auf ihrer Webseite zu dem Mord.

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"Von diesem Kind ging keine Gefahr aus", sagte Rafiullah Baidar, Sprecher der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission, der New York Times. "Wenn sie ihn auf einer Militärbasis getötet hätten, hätten sie die Frage aufwerfen können, was ein Kind auf einer Militärbasis macht. Aber er wurde vor seinem Haus erschossen."

"Er hat gekämpft wie in einem Märchen"

Wasil Ahmads Onkel Mullah Abdul Samad ist ein ehemaliger Taliban-Kommandeur, der vor vier Jahren entschied, mit 36 seiner Männer, darunter auch Wasil Ahmads Vater, auf die Seite der Regierung zu wechseln. Samad wurde zum Kommandeur von 70 afghanischen Polizisten in der Stadt Khas Uruzgan bestimmt, die die Taliban im Sommer vergangenen Jahres zwei Monate lang belagerten. Wasil Ahmads Vater wurde getötet, sein Onkel verletzt. Samad sagte der New York Times, Wasil Ahmad habe dann das Kommando über die Verteidigung übernommen. "Er hat gekämpft wie in einem Märchen. 44 Tage hat er meine Männer angeführt, bevor ich wieder gesund war."

Die Regierungstruppen, wieder unter Samads Führung, besiegten die Taliban und wurden zu einem Heldenempfang nach Tarin Kut gebracht. Im Mittelpunkt stand dabei Wasil Ahmad.

Anschließend sollte für den Kriegshelden das normale Leben eines Kindes beginnen. Seine Familie meldete ihn an einer Schule an. Er sei kein guter Schüler gewesen, heißt es, häufig habe er über militärische Angelegenheiten gesprochen, am liebsten wollte er mit Waffen spielen. Als Wasil Ahmad erschossen wurde, war er in der vierten Klasse.

Die Regierung mag Wasil Ahmad zum Kriegshelden verklären. Was jedoch bleibt, ist der Tod eines Zehnjährigen, der in den Krieg ziehen musste, bevor er in die Schule gehen konnte. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani hatte im vergangenen Jahr den Einsatz von Kindern in den afghanischen Regierungstruppen untersagt. Doch die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission berichtet noch immer von Kindersoldaten in den Reihen der Armee.

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