Afghanistan:Sieg der Taliban

Die Islamisten gehen gestärkt aus der Wahl hervor.

Von Tobias Matern

Die Wahlsieger standen gar nicht zur Wahl. Zwar gibt es in Afghanistan nach dreimonatiger Wartezeit endlich ein vorläufiges Ergebnis, der neue Präsident ist demnach der alte: Aschraf Ghani. Aber nur die Taliban profitieren davon bisher wirklich. Die Islamisten verhandeln gerade mit den USA über einen Abzug der Supermacht und wollen die Regierung Ghani bislang nicht mit in dieser Runde haben. Sie treiben den Preis für den Frieden in die Höhe.

Nun können die Islamisten auch noch darauf verweisen, dass der Staatschef angesichts geringer Wahlbeteiligung nur eine Minderheit der Afghanen hinter sich hat. Und noch schlimmer: Sie können sich auf unterlegene Kandidaten berufen, die Ghani Wahlfälschung vorwerfen. Bis ein Endergebnis vorliegt, kann es dauern. Und das in einer Phase, in der es um alles geht - eine Fortsetzung des endlosen Krieges, oder einen Deal mit dem Westen, der die Taliban an der Macht beteiligt.

Auch diese Abstimmung legt erneut einen von vielen Fehlern des westlichen Einsatzes offen: Die Amerikaner wollten aus Unkenntnis der lokalen Verhältnisse unbedingt eine starke Zentralregierung in Kabul, einen engen Partner. Aber die "Alle Macht dem Gewinner"-Mentalität verschärft im afghanischen Gefüge Konflikte. Die Verlierer rufen immer den maximalen Widerstand aus.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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