Afghanistan:Mehr als 50 Tote bei Anschlag in Kabul

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Attentate am Aschura-Fest: In der afghanischen Hauptstadt sind bei einer Explosion Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die Detonation ereignete sich am Eingang einer schiitischen Religionsstätte, vor der sich viele Gläubige aufhielten. Eine weiterer Sprengsatz explodierte im nordafghanischen Masar-i-Sharif. Zu den Anschlägen bekannten sich pakistanische Extremisten.

Es war einer der verheerendsten Anschläge auf Zivilisten in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban: Bei einer Explosion in Kabul sind am Dienstag Dutzende Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich inmitten schiitischer Muslime in die Luft, die sich vor einem Heiligtum versammelt hatten. Mindestens 54 Gläubige wurden nach jüngsten Angaben getötet, mehr als 100 weitere verletzt. Unter den Opfern befanden sich auch Frauen und Kinder, teilte die Polizei mit. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen könnte.

"Mehr als 50 Menschen sind in verschiedene Krankenhäuser der Stadt eingeliefert worden, viele davon waren tot", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Augenzeugen und der afghanische Fernsehsender Tolo TV hatten zunächst von mindestens 20 Toten und zahlreichen Verletzten berichtet.

Zu dem Anschlag bekannte sich eine pakistanische Terrororganisation. Das teilte ein Sprecher der Organisation Lashkar e-Jhangvi al-Alami mit. Die sunnitische Terrorgruppe ist in der Vergangenheit bereits für Dutzende Anschläge auf Schiiten in Pakistan verantwortlich gemacht worden - Übergriffe auf das Nachbarland Afghanistan waren bislang aber nicht bekannt. Bei einem Besuch in Berlin verurteilte der afghanische Präsident Hamid Karsai den Anschlag als "Terrorismus in abscheulicher Gestalt".

Auch im Norden des Landes kam es zu blutigen Zwischenfällen: Bei einer Explosion vor einem Schiiten-Heiligtum in Masar-i-Scharif wurden nach Polizeiangaben mindestens vier Menschen getötet. Vier weitere Personen wurden einem Polizeisprecher zufolge verletzt, als in der Nähe des Schreins im Stadtzentrum ein Sprengsatz explodierte. Die Bombe war offenbar an einem abgestellten Fahrrad angebracht. Die Gruppe Lashkar e-Jhangvi al-Alami bekannte sich auch zu diesem Anschlag.

Die Anschläge zu diesem Zeitpunkt sind kein Zufall: Das Aschura-Fest ist eines der wichtigsten Feste der schiitischen Muslime und in Afghanistan ein Feiertag. Mit dem Tag erinnern die schiitischen Muslime an den Tod des Enkels des Propheten Mohammed, Imam Hussein.

Im Einsatzgebiet der Bundeswehr im Nordosten Afghanistans wurden bei einem Gefecht zwischen afghanischen Sicherheitskräften und Aufständischen mindestens zwei Polizisten getötet. Mindestens fünf weitere Einsatzkräfte würden in der Provinz Badachschan noch vermisst, sagte Gouverneur Abdul Rauf Rasikh. Sie seien möglicherweise von den radikal-islamischen Taliban gefangen genommen worden.

Ein Taliban-Sprecher sagte, Kämpfer hätten die Sicherheitskräfte bereits am Montag attackiert und dabei 30 Polizisten in ihre Gewalt gebracht. Angaben der Aufständischen gelten jedoch als wenig zuverlässig und haben sich oft als falsch herausgestellt. In Badachschans Provinzhauptstadt Feisabad sollen afghanische Armee und Polizei in Kürze offiziell die Verantwortung für die Sicherheit von der Bundeswehr übernehmen.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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