Afghanistan:Deutscher bei Selbstmordanschlag getötet

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Talibankämpfer haben in Kundus einen deutschen Wachmann getötet. Der 32-Jährige aus Schleswig-Holstein starb beim Angriff der Selbstmordattentäter auf das Büro einer US-Hilfsorganisation.

Bei einem Selbstmordanschlag auf das Büro einer US-Hilfsorganisation im nordafghanischen Kundus ist ein deutscher Wachmann getötet worden. Bei dem getöteten Deutschen handelt es sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes um einen 32-jährigen Objektschützer aus Schleswig-Holstein.

Beim Angriff der Taliban auf das Büro einer US-Hilfsorganisation kam ein deutscher Wachmann ums Leben. (Foto: dpa)

Die Attentäter waren am Freitagmorgen in die Büroräume der Organisation Development Alternatives, Inc. (DAI) eingedrungen.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke, sagte in Berlin, Minister Guido Westerwelle und die gesamte Bundesregierung verurteilten den Anschlag. Sie bedauerten zutiefst, dass ein deutscher Staatsangehöriger ums Leben gekommen sei. Peschke übermittelte zudem das Mitgefühl für die Angehörigen des getöteten und wünschte den Verletzten gute Genesung.

Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar, sagte, auch ein Brite und ein Philippiner sowie ein afghanischer Polizist und ein afghanischer Wachmann seien getötet worden.

Die Aufständischen hatten offenbar gegen 03.20 Uhr Ortszeit (00.50 Uhr MESZ) zunächst eine Autobombe gezündet, um sich Zugang zum Firmengelände zu verschaffen. Dann waren die Selbstmordattentäter in das Gebäude der Firma eingedrungen. Ein erster Angreifer sprengte sich nach Angaben afghanischer Behörden am Eingang des Geländes in die Luft, ein zweiter innerhalb des Komplexes. Dann hätten sich Attentäter und Sicherheitskräfte eine fünf Stunden währende Schießerei geliefert, bei der alle Angreifer getötet wurden. Die Gefechte waren erst am Vormittag beendet.

Nach Angaben des Krankenhauses in Kundus-Stadt wurden dort 22 Verletzte behandelt. Das Bundeswehr-Krankenhaus im zivil- militärischen Aufbauteam (PRT) kümmerte sich um sieben weitere Leichtverletzte.

Taliban bekennen sich zum Angriff

Nach Angaben des US-Botschaftsvertreters hatten sich die meisten DAI-Mitarbeiter während der Kämpfe auf das Dach des fünfstöckigen Gebäudes geflüchtet. Dabei habe ein weiterer Ausländer, dessen Identität zunächst unklar war, Schussverletzungen am Arm erlitten. Möglicherweise sei er von einem Querschläger getroffen worden. Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich neben den Sicherheitskräften und Polizisten 52 Ausländer in dem Komplex aufgehalten. Nach dem Anschlag sicherten afghanische Soldaten den Komplex.

Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Insgesamt seien sechs Selbstmordattentäter daran beteiligt gewesen, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. Die Firma sei angegriffen worden, weil sie mit den Amerikanern zusammenarbeite.

Bei der DAI handelt es sich um eine Nichtregierungsorganisation, die im Auftrag der staatlichen Organisation USAID Projekte in Nordafghanistan umsetzt. Sie hat vor etwa vier Monaten ihre Arbeit in Kundus aufgenommen. Kundus ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, in der die Bundeswehr ein Regionales Wiederaufbauteam (PRT) unterhält.

Aufständische griffen am Freitag auch erneut die Bundeswehr in der Provinz Kundus an. Niemand sei dabei verletzt oder getötet worden, sagte Bundeswehr-Sprecher Weber. Die deutschen Soldaten seien im Unruhedistrikt Char Darah, rund elf Kilometer westlich des PRT, beschossen worden. Die Isaf teilte mit, am Freitag sei einer ihrer Soldaten bei einem Angriff Aufständischer in Ostafghanistan getötet worden.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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