Afghanistan:Deutscher Soldat stirbt bei Gefecht

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Während des Besuchs von Außenminister Steinmeier in Afghanistan ist ein Deutscher getötet worden. Die Taliban drohen mit einer Offensive.

D. Brössler und T. Matern

In Afghanistan ist ein deutscher Soldat am Mittwochabend in einem Hinterhalt getötet worden. Vier seiner Kameraden seien bei dem Feuergfecht leicht verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin mit. Der Angriff habe sich in der Nähe von Kundus ereignet. Stunden zuvor waren bei einem Anschlag auf einen deutschen Konvoi ebenfalls bei Kundus bereits fünf Soldaten verletzt worden.

Auf Patrouille: Bundeswehrsoldaten bei Kundus (Foto: Archiv-Foto: ddp)

Die Anschläge überschatteten den unangekündigten Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Kabul. Steinmeier verurteilte den tödlichen Anschlag als "feiges und heimtückisches Verbrechen". Deutschland lasse sich durch solche Taten nicht davon abbringen, "diesem geschundenen Volk beiseite zu stehen".

Zu dem ersten Angriff sollen sich die radikal-islamischen Taliban bekannt haben, die außerdem mit einer neuen Offensive gegen die Regierung in Kabul und ausländische Truppen drohten. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, sprengte sich der Attentäter etwa 15 Kilometer südlich vom deutschen Feldlager in Kundus mit einem Fahrzeug in die Luft, als eine Patrouille vorbeifuhr. Der zweite Anschlag traf ebenfalls eine Patrouille, die in einen Hinterhalt geriet und beschossen wurde.

Zu dieser Zeit hielt sich Steinmeier in Kabul auf, um dort mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zu sprechen. Das Verteidigungsministerium erklärte, es gebe keine Erkenntnisse, dass ein Zusammenhang zwischen dem ersten Anschlag und dem Besuch Steinmeiers bestehe. Der Bundesaußenminister bekräftigte das deutsche Engagement.

Er richtete außerdem seinen Appell an das benachbarte Pakistan, den Kampf gegen die "zunehmend selbstbewusst auftretenden" Taliban zu verstärken. "Pakistan muss ohne Zweifel mehr Anstrengungen unternehmen, um die islamistischen Kräfte im Norden zurückzudrängen", sagte Steinmeier.

"Solange das nicht der Fall ist, werden auch unsere Bemühungen in Afghanistan nur begrenzt erfolgreich sein." Auch die US-Regierung hatte jüngst Kritik an der pakistanischen Regierung geübt und ihr vorgeworfen, sich den Islamisten zu beugen.

Die pakistanische Armee weitete nach eigenen Angaben am Mittwoch ihren Einsatz gegen die Taliban aus. Die Extremisten waren jüngst bis in den nordpakistanischen Distrikt Buner vorgedrungen, der nur etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt Islamabad entfernt liegt. Der Sprecher der Armee, Generalmajor Athar Abbas sagte, die Aufgabe der Armee sei es nun, "die Region komplett von Militanten zu säubern". Bei den Gefechten seien seit Beginn der Offensive 50 Aufständische getötet worden, ein Soldat sei gefallen.

Die Truppen nahmen die strategisch wichtige Hauptstadt des Bezirks Buner, Dagar, ein. Am Vortag hätten Aufständische 70 Polizisten und Angehörige der Grenztruppen als Geiseln genommen, sagte Abbas. Die Taliban hätten weiter die Kontrolle über drei Polizeistationen. Die Offensive sei "die angemessene Antwort" auf die Aktivitäten der Taliban, sagte ein Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums.

Großbritannien kündigte am Mittwoch die Entsendung von 700 weiteren Soldaten nach Afghanistan an. Im Mai wollen sich Vertreter der USA, Pakistans und Afghanistans in Washington treffen.

© SZ vom 30.4.2009/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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