Afghanische Provinz Wardak:Karsai ordnet Abzug von US-Spezialeinheiten an

Lesezeit: 1 min

Hamid Karsai spricht im Februar in Kabul vor afghanischen Militäroffizieren.  (Foto: dpa)

Der afghanische Präsident hat den Rückzug von US-Spezialeinheiten aus der Unruheprovinz Wardak befohlen. Karsai warf den US-Truppen vor, die dortige Bevölkerung zu schikanieren. Binnen zwei Wochen müssten die Truppen die Provinz verlassen.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai erhebt schwere Vorwürfe gegen US-Truppen und von ihnen gegründete "illegale bewaffneten Gruppierungen". Seiner Aussage zufolge sollen sie die Bevölkerung in der Unruheprovinz Wardak schikaniert haben. Er ordnete den Rückzug von US-Spezialeinheiten aus der an Kabul grenzenden Provinz an. Die US-Truppen müssten die Provinz binnen zwei Wochen verlassen, sagte sein Sprecher am vergangenen Sonntag.

Einem Bericht des Guardian zufolge wirft die afghanische Regierung den US-Truppen außerdem vor, Zivilisten gefoltert zu haben sowie an dem Verschwinden von Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Nach Angaben der Zeitung soll der Regierung in Kabul ein Bericht von lokalen Beamten vorliegen, in dem diese Vorwürfe erhoben werden. Das US-Militär soll die Vorwürfe zurückgewiesen haben.

Mehrere Einwohner der Provinz hatten sich laut dem Präsidentensprecher zuvor bei der Regierung in Kabul über willkürliche Festnahmen und Hausdurchsuchungen beschwert. Nach einer Untersuchung der Vorwürfe habe sich Karsai zu der Maßnahme entschlossen.

Weniger als zwei Jahre vor dem Abzug der US-geführten Nato-Kampftruppen aus Afghanistan nehmen die Spannungen zwischen Kabul und Washington erkennbar zu. Zuletzt hatte Karsai Mitte Februar verfügt, dass die afghanische Armee künftig keine Luftangriffe der Nato mehr anfordern darf, nachdem bei einem solchen Angriff mehrere Frauen und Kinder getötet worden waren.

In Wardak haben die afghanischen Sicherheitskräfte große Schwierigkeiten, die Oberhand über die radikalislamischen Taliban-Rebellen zu gewinnen. Militär-Transporte nach Kandahar und in die südlichen Provinzen werden dadurch erheblich erschwert.

Auslandseinsätze
:Wo die Bundeswehr aktiv ist

Deutsche Soldaten sollen in Syrien und im Irak kämpfen. Anderswo ist die Bundeswehr seit Jahren im Einsatz. Ein Überblick über die Missionen.

Bei zwei Selbstmordanschlägen in Pul-i-Alam, der Hauptstadt der ebenfalls an Kabul grenzenden Provinz Logar, und in Dschalalabad wurden mindestens drei afghanische Sicherheitsvertreter getötet. In Dschalalabad sprengte sich nach Polizeiangaben ein Selbstmordattentäter vor der örtlichen Geheimdienstzentrale in die Luft. In Pul-i-Alam riss ein Attentäter einen Polizisten mit sich in den Tod. Einen dritten Selbstmordanschlag in Kabul konnte die Polizei nach Angaben ihres Chefs Mohammad Ajub Salagi vereiteln. Der Mann sei bei dem Versuch erschossen worden, mit seinem mit Sprengstoff beladenen Geländewagen in das Diplomatenviertel einzudringen.

© AFP/dpa/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: