Äthiopien:Äthiopiens Polizei tötet Demonstranten

Mehr als 400 friedliche Demonstranten sind seit November in Äthiopien von Sicherheitskräften getötet worden, berichten Menschenrechtler. Dennoch bleibt das Land ein enger Partner des Westens.

Äthiopiens Sicherheitskräfte haben nach Recherchen von Menschenrechtlern seit November mehr als 400 friedliche Demonstranten getötet. Hunderttausende seien zudem willkürlich verhaftet worden, hieß es in einem am Donnerstag von Human Rights Watch veröffentlichten Bericht. Die Organisation forderte die äthiopische Regierung auf, eine glaubwürdige und unabhängige Untersuchung zu ermöglichen. Dem Bericht zufolge soll die Polizei bei Protesten der Oromo-Volksgruppe immer wieder einzelne Demonstranten erschossen haben, um die Bewegung niederzuschlagen. Mehr als 300 Opfer hat Human Rights Watch nach eigenen Angaben mit Namen und teils auch Fotos identifiziert; unter ihnen seien auch Schüler und Kinder. Anlass der Proteste war ein umstrittener Plan für die Hauptstadt Addis Abeba, infolgedessen viele Oromo-Bauern fürchteten, ihr Land zu verlieren. Nach massiven Protesten im Januar zog die Regierung das Vorhaben zurück, doch die Demonstrationen hielten wegen der Brutalität der Sicherheitskräfte an. Die äthiopische Regierung unter Premier Hailemariam Desalegn herrscht weitgehend autoritär. Nichtsdestotrotz ist sie ein enger Partner des Westens, sowohl im Anti-Terror-Kampf am Horn von Afrika als auch in der Flüchtlingskrise.

© SZ vom 17.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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