Ägypten:Todesurteile für Mursis Anhänger

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In Kairo sind die Urteile gegen 75 Mitglieder der Muslimbrüderschaft bestätigt worden. Der inhaftiere Fotoreporter Shawkan soll angeblich rasch freikommen.

In Ägypten sind die Todesurteile gegen 75 Muslimbrüder bestätigt worden. Ein Kairoer Gericht hielt an den bereits im Juli gefällten Todesurteilen gegen die Männer fest. Weitere 600 Islamisten wurden in dem selben Verfahren wegen Mordes, Aufruf zu Gewalt und der Organisation illegaler Proteste zu zum Teil langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die zum Tod durch den Strang verurteilten Islamisten können Berufung einlegen.

Bei den abgeurteilten Muslimbrüdern handelt es sich allesamt um Anhänger des 2013 vom Militär gestürzten Staatspräsidenten Mohamed Mursi. Mursi war 2012 frei gewählt und bereits 2013 von Armee und Geheimdienst unter der Führung des heutigen Staatschefs Abdel Fattah al-Sisi entmachtet worden. Zwei große Protestcamps seiner Anhänger in Kairo wurden kurz darauf von Polizei und Armee gewaltsam aufgelöst. Dabei starben hunderte von Menschen, darunter auch Frauen, Kinder und Journalisten, aber auch 43 Polizisten. Unter den Angeklagten war auch der preisgekrönte Fotoreporter Mahmoud Abu Zeid, besser bekannt als Shawkan, er bekam fünf Jahre Haft. Da er schon seit 2013 in Untersuchungshaft sitzt, soll er nun angeblich rasch freikommen.

Während viele tausend Muslimbrüder und andere Anhänger Mursis danach inhaftiert wurden und zahllose bis heute auf ihre Gerichtsverfahren warten, wurde bisher kein einziger Polizeioffizier verurteilt, obwohl Menschenrechtsorganisationen immer wieder die Brutalität und den Mangel an Verhältnismäßigkeit beim Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Protestcamps in Kairo kritisiert hatten. Schon früher waren zahlreiche Gefolgsleute Mursis zum Tode verurteilt worden, die Richtersprüche wurden bisher nicht vollstreckt.

Bei dem Prozess in Kairo wurden nun auch mehrere Führungsfiguren zu lebenslanger Haft verurteilt, unter ihnen der Geistliche Führer der Islamistenorganisation, Mohamed Badie. Auch gegen Ex-Präsident Mursi sind früher bereits Prozesse in Kairo geführt worden; gegen eines der dabei ausgesprochenen Todesurteile hat er Berufung eingelegt, ein anderes wurde aufgehoben.

© SZ vom 10.09.2018 / Reuters, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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