Abzug aus Afghanistan:Hilfe für die Helfer der Bundeswehr

Angst vor der Rache der Taliban: Mit der Aufnahme von afghanischen Übersetzern und Wachleuten gesteht Berlin ein, dass die Bundeswehr kein stabiles Afghanistan hinterlassen wird. Aber sie lässt zumindest jene Leute nicht im Stich, ohne die der Einsatz am Hindukusch nicht möglich gewesen wäre.

Ein Kommentar von Tobias Matern, Neu-Dehli

Ein Satz wie ein Mantra: Die Afghanen werden nach 2014 nicht im Stich gelassen. Deutsche Minister und Diplomaten haben ihn immer wieder gesagt - was die Furcht der Menschen am Hindukusch keinesfalls mindert. Sie haben Angst davor, dass die zaghaften Fortschritte zunichte gemacht werden und ihr Land ins Chaos fällt, wenn die westlichen Kampftruppen abgezogen sind.

Nun erfüllt die Bundesregierung ihr Versprechen in einem Bereich, in dem sie sich andernfalls extrem blamiert hätte. Sie bietet mehr afghanischen Übersetzern und Wachleuten, die für die Bundeswehr gearbeitet haben, die Ausreise an, als es sich zunächst abgezeichnet hatte. Es sind Männer, die in ihrer Heimat die Rache der Taliban fürchten. Die Bundesregierung erfüllt damit eine Pflicht. Denn es handelt sich um Helfer, die ihre Zusammenarbeit mit den Deutschen möglicherweise mit dem Leben bezahlen müssten.

Berlin gesteht mit der großzügigeren Aufnahmeregelung ein, dass am Ende dieses Einsatzes kein stabiles Afghanistan hinterlassen wird, dass die Gefahr, die von den Taliban ausgeht, auch im Zuständigkeitsbereich der Bundeswehr bestehen bleibt. Aber sie tilgt eine "Nichts-wie-weg-Haltung", für die sich deutsche Soldaten in Afghanistan im Umgang mit ihren Übersetzern geschämt haben. Sie lässt zumindest jene Afghanen nicht im Stich, ohne die der deutsche Einsatz am Hindukusch nicht möglich gewesen wäre.

© SZ vom 30.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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