Abschiebungen:Dummes Lotteriespiel

Die Härte einiger Bundesländer schadet den Unternehmen.

Von Thomas Öchsner

Tausende Betriebe in Deutschland suchen derzeit Auszubildende - aber sie werden nicht fündig. Viele junge Menschen studieren lieber, oder es gibt sie nicht, weil die Zahl der Schulabgänger rückläufig ist. Gerade Handwerksfirmen, die dringend auf Fachkräfte angewiesen sind, haben sich deshalb um Flüchtlinge bemüht. Um so ärgerlicher ist, dass einige Bundesländer dieses Engagement mit unsinnigen und unmenschlichen Abschiebungen torpedieren.

Eigentlich ist das neue Integrationsgesetz eine gute Leitlinie: Wer einen Ausbildungsplatz hat, darf für die Dauer der Lehre und bei einer Weiterbeschäftigung für zwei weitere Jahre bleiben, auch wenn über den Asylantrag noch nicht entschieden wurde. Das soll helfen, dass diejenigen, die sich integrieren wollen, sich auch integrieren können. Die beste Idee nützt aber nichts, wenn Ausländerbehörden sie mit juristischen Winkelzügen unterlaufen.

Abschiebungen dürfen nicht zu einer Lotterie werden, die je nach Bundesland mal so oder so gehandhabt wird. Flüchtlinge wie Unternehmen brauchen Rechtssicherheit. Es kann doch nicht sein, dass diejenigen, die tricksen und täuschen wie der Berliner Attentäter Anis Amri, sich einer Abschiebung entziehen können, während gleichzeitig gesetzestreue, gut integrierte Geflüchtete das Land verlassen müssen, obwohl man sie in Deutschland bräuchte. Hier Härte zu demonstrieren, ist einfach nur dumm.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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