Abgasaffäre:Schlechte Ausrede

Topmanager sagen gern: Ich habe von nichts gewusst. Das ist beschämend.

Von Andrea Rexer

In den großen Skandalen der Wirtschaftsgeschichte stößt man immer wieder auf den gleichen Satz, den Spitzenmanager gesagt haben: Ich habe von nichts gewusst. Diese Entschuldigung ist so naheliegend wie verhängnisvoll. Stimmt die Aussage, hat der Chef seinen Laden ganz offensichtlich nicht im Griff. Das ist keine gute Voraussetzung für einen Spitzenjob. Oder aber es handelt sich um eine Lüge.

Und die ist mithin untragbar. Diese Lektion haben schon die Bank-Bosse in der Finanzkrise lernen müssen. Auch sie haben anfangs versucht, ihre Verantwortung in der Finanzkrise zu leugnen und rückten nur scheibchenweise mit der Wahrheit heraus. Kaum einer von ihnen ist heute noch im Amt. Im Rückblick zeigt sich, dass jene Banken heute am erfolgreichsten sind, die sich schnell einen unbelasteten Manager von außen geholt haben. Die hatten weniger Scheu, schonungslos aufzuräumen.

Je mehr Erkenntnisse die Ermittler in der Abgasaffäre sammeln, desto stärker drängt sich der Verdacht auf, dass auch die Automanager deutlich mehr wussten, als sie zuzugeben bereit sind - allen voran Audi-Chef Rupert Stadler. Es wäre dringend an der Zeit, dass sie reinen Tisch machten. Rücktritte allein genügen nicht. Wie auch in den Banken zieht sich das Fehlverhalten quer durch die Unternehmen. Sie brauchen einen Neuanfang - auch in der Unternehmenskultur.

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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