Abgas-Manipulationen:Bundesamt will 100 000 Opel-Diesel zurückrufen

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Razzia in der Zentrale Rüsselsheim: Die Staatsanwaltschaft vermutet unzulässige Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung.

Von Markus Balser, Max Hägler und Klaus Ott, München/Berlin

Auch gegen den Autohersteller Opel wird jetzt wegen des Verdachts ermittelt, die Abgasreinigung von Diesel-Fahrzeugen illegal manipuliert zu haben. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Landeskriminalamt Hessen durchsuchten am Montag die Opel-Zentrale in Rüsselsheim sowie ein Werk in Kaiserslautern. Im Fokus stehen die Modelle Zafira, Cascada und Insignia, die offiziell die strengste Abgasnorm Euro 6 erfüllen.

Das Bundesverkehrsministerium kündigte nach der Razzia an, in Kürze den Rückruf der 100 000 betroffenen Fahrzeuge anzuordnen. Diese Autos müssten dann in einen ordnungsgemäßen Zustand gebracht werden. Entsprechende Maßnahmen habe Opel bisher "verschleppt", erklärte das Verkehrsministerium. Der Autohersteller wehrt sich seinerseits gegen den Vorwurf, schmutzige Fahrzeuge als sauber verkauft und so die Kunden betrogen zu haben. Alle Autos entsprächen den geltenden Vorschriften. Man kooperiere mit den Behörden, erklärte Opel.

Im Verkehrsministerium wird das anders gesehen: Opel habe längst notwendige Software-Updates und auch die Aufklärung des Sachverhalts immer wieder verzögert. Das dem Ministerium nachgeordnete Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe bereits Ende 2015 in Dieselautos vier unterschiedliche Abschalteinrichtungen gefunden, bei denen es "von Anfang an Zweifel hinsichtlich ihrer Zulässigkeit" gegeben habe. Die deshalb angeordneten Software-Updates seien bislang nur bei 70 Prozent der 100 000 betroffenen Wagen aufgespielt worden, so das Ministerium. Anfang dieses Jahres sei dann eine fünfte Abschalteinrichtung gefunden worden. Schließlich habe man im April 2018 die Staatsanwaltschaft Frankfurt über die Verdachtsmomente bei Opel informiert, was jetzt zu der Razzia führte. Große Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Betrügereien mit Dieselautos gibt es in Deutschland bereits bei Volkswagen und den VW-Töchtern Audi und Porsche sowie bei Daimler.

Dass das Bundesverkehrsministerium nach mehreren Jahren seine Gangart bei Opel verschärft, kommt für das Rüsselsheimer Unternehmen zu einer schwierigen Zeit. Opel ist ein Sanierungsfall. Der Autohersteller hatte viele Jahre lang dem US-Konzern General Motors gehört und ist im vergangenen Jahr vom französischen Konzern PSA (Citroën, Peugeot) übernommen worden. Opel-Chef Michael Lohscheller sowie PSA-Chef Carlos Tavares bemühen sich derzeit, das Rüsselsheimer Unternehmen dauerhaft in die Gewinnzone zu bringen.

Wie es aus dem Bundesverkehrsministerium heißt, sind von den Ermittlungen bei Opel und der geplanten Rückrufaktion Fahrzeuge der Baujahre 2012, 2014 und 2017 betroffen. Es soll ein Motor manipuliert worden sein, der vom früheren Opel-Eigentümer General Motors stammt. Entwickelt worden sei der Motor am Standort Turin in Italien. Träfe das zu, dann bekämen die Untersuchungen eine internationale Dimension.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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