Ratzinger-Nachfolger William Levada:Pädophilen Priester eingesetzt

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Die Kritik am Umgang mit Missbrauchsfällen hat die Glaubenskongregation im Vatikan erreicht. Amtschef Kardinal Levada hat 1994 einen Kinderschänder erneut als Seelsorger eingesetzt - der Gemeinde sagte er nichts.

Paukenschlag zu Ostern: Kardinal William Levada hat Mitte der 90er Jahre einen pädophilen Priester versetzt, ohne die Mitglieder der betroffenen Gemeinde über den Kindesmissbrauch durch den Geistlichen zu informieren.

Damals war der Amerikaner Bischof von Portland, inzwischen bekleidet er das Amt des Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan - den Posten, den Joseph Ratzinger bis zu seiner Papstwahl innehatte.

Wie nun von Seiten einer Opfer-Anwältin aus dem Bundesstaat Oregon bekannt wurde, machte das Oberhaupt der katholischen Kirche in den USA im Jahr 2006 unter Eid seine Aussagen zu dem Fall.

In seiner Zeit als Erzbischof von Portland habe er sich dafür entschieden, Priester Joseph B., nachdem sich dieser einer Therapie unterzogen hatte, zu versetzen, hieß es in einer Aufzeichnung seiner Aussage.

"Die Missbrauchsvorwürfe lagen 20 Jahre zurück, die Therapeuten versicherten, dass er für niemanden mehr eine Gefahr sei und dass es klüger sei, ihm einen neuen Posten zu geben", sagte Levada demnach.

Mehrere Jugendliche angeblich missbraucht

Die Mitglieder der betroffenen Gemeinde habe er über die Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen nicht informiert. Er habe es für das Beste gehalten, alle Informationen dem verantwortlichen Priester der neuen Gemeinde zu geben und diesen anzuhalten, das Verhalten des Geistlichen genau zu beobachten.

Levada reagierte auf Vorwürfe von Anwältinnen mutmaßlicher Missbrauchsopfer im US-Staat Oregon. Dort soll in den 70er Jahren der Priester Joseph B. mehrere Jugendliche missbraucht haben. Als Levada 1992 von den Vorwürfen erfuhr, suspendierte er den Geistlichen.

Levada wurde 2005 von Papst Benedikt XVI. zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation ernannt. Mehrfach verteidigte er den Papst vehement gegen die Vorwürfe im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen.

© AFP/AP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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