Iran:Zerissenes Land

Der neue, alte Präsident kann den Konflikt zwischen Klerus und Volk nicht überdecken. Deswegen lebt er ihn einfach aus.

Von Moritz Baumstieger

Wer ist bloß dieser Hassan Rohani, der da am Samstag im Teheraner Parlament den Eid für seine zweite Amtszeit abgelegt hat? Ein innenpolitischer Reformer, sagen die einen. Andere verweisen darauf, dass sich die Menschenrechtslage in Iran während seinen ersten vier Jahren als Präsident eher verschlechtert hat. Er sei außenpolitisch eine Stimme der Mäßigung, sagen die Befürworter des Atomabkommens. Andere erinnern daran, wie aggressiv Iran in den Konflikten der Region mitmischt, mit den eigenen Revolutionsgarden und den von Teheran finanzierten Schiiten-Milizen.

Der Mann, der nun weitere vier Jahre regiert, ist beides: Hoffnungsträger und zugleich Stütze eines autoritären Regimes, Friedensbringer und Aggressor.

Die eigentliche Frage, die hinter Rohanis Ambivalenz steckt, lautet: Was ist dieses Iran, was will das Land in Zukunft sein? 57 Prozent der Wahlberechtigten sind der Meinung, dass Iran ein Staat sein sollte, der offener ist. Offener für die Wünsche der eigenen Bevölkerung, offener für die Welt. Rohani hat diesen Ruf gehört, er hat ihn ins Amt getragen und ist ihm trotz magerer wirtschaftlicher Bilanzen gefolgt. Entscheidend ist in Irans System jedoch, was die Klerikerkaste um Ayatollah Ali Chamenei auf die Frage antwortet. Solange sich ihre Antwort nicht decken mit der Meinung der Volks-Mehrheit, dann wird das Land und sein Präsident bestenfalls zerrissen sein.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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