Russland diene der Einsatz. Das war eines der Argumente des Präsidenten Putin, als die russische Luftwaffe vor 15 Monaten in den Syrien-Krieg eingriff. Terroristen müssten bekämpft werden, bevor sie aus den muslimischen Kaukasus-Republiken in die Heimat zurückkehrten. Seitdem wurde ein Flugzeug mit russischen Urlaubern über dem Sinai gesprengt, der Abschuss eines russischen Kampfjets durch das türkische Militär brachte Russland und die Nato an den Rand eines Krieges. Nun stürzt der Mord an dem russischen Botschafter in Ankara beide Länder in eine neue Krise.
Der Angreifer wollte wohl Rache nehmen für die Bombardierung Aleppos durch Russlands Luftwaffe. Zudem können die Schüsse auf den Diplomaten als Angriff auf die Wiederannäherung beider Staaten verstanden werden. Innerhalb weniger Monate hatten Putin und der türkische Präsident Erdoğan mehrmals eine Wende in den Beziehungen vollzogen - von strategischer Partnerschaft zu Todfeindschaft und zurück zu Freundschaft.
Erst hatte Erdoğan versucht, mit Hilfe islamistischer Gruppen den Sturz des syrischen Regimes zu betreiben. Dann verbündete er sich mit dessen Schutzmacht Russland, um einen Kurdenstaat im Grenzgebiet abzuwenden. Dieser Zickzackkurs birgt die Gefahr, dass sich ehemalige Verbündete abwenden und radikalisieren. Die Region und die Welt sind noch ein Stück unsicherer geworden.