Afghanistan:USA stoppen Angriffe auf Taliban

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"Lang und nützlich" nennen die Taliban ihre jüngste Verhandlungsrunde mit Washington - dort will man sich nun militärisch zurückhalten, um die Friedensgespräche nicht zu gefährden.

Von Moritz Baumstieger, München

Die finale Übereinkunft, die dem Krieg in Afghanistan zumindest ein vorläufiges Ende setzen könnte, ist immer noch nicht in Sicht. Doch nach dem Ende der bisher letzten, achten Verhandlungsrunde zwischen Vertretern der Taliban und den USA am Montag in Katar bemühen sich beide Seiten, vertrauensbildende Signale zu senden.

Vertreter der islamistischen Taliban, die durch die US-Invasion von 2001 von der Macht vertrieben wurden und die seither teils mit Anschlägen, teils mit größeren koordinierten Angriffen gegen die Zivilbevölkerung und Vertreter des afghanischen Staates agieren, lobten die Gespräche als "lang und nützlich". Beide Seiten hätten sich entschieden, zunächst mit ihrer jeweiligen Führung über die nächsten Schritte zu beraten. Auch US-Chefunterhändler Zalmay Khalilzad nannte die Gespräche "produktiv" und kündigte an, nun nach Washington zurückzukehren.

Um die Fortschritte in den Verhandlungen und somit den Plan von US-Präsident Donald Trump nicht zu gefährden, die amerikanischen Truppen möglichst bald heimzuholen, hat das Pentagon seinen Einheiten in Afghanistan nun offenbar Zurückhaltung auferlegt. Das Magazin Newsweek schreibt mit Verweis auf hohe Beamte des US-Verteidigungsministeriums, dass Washington die US-Soldaten angewiesen hätte, fast alle Kampfhandlungen gegen die Taliban einzustellen und zudem die Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte zunächst auszusetzen, um auch auf diese Weise Druck von den Taliban zu nehmen. Außerdem wird laut Newsweek im Pentagon darüber beraten, die US-Truppenstärke am Hindukusch auf 6000 Soldaten fast zu halbieren - bereits jetzt, auch wenn die technischen Details eines Abkommens noch Teil der Verhandlungen sind.

Der Afghanistan-Einsatz ist mit mittlerweile 18 Jahren Dauer der längste in der Geschichte der US-Armee. Unter der Bedingung, dass Afghanistan nicht wieder zum Operationsfeld internationaler Terroristen wird, ist die Trump-Regierung bereit, ihre Truppen abzuziehen. Außerdem sollen die Taliban in offizielle Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul treten, die sie bisher als "Marionette des Westens" ablehnen.

© SZ vom 14.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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