150.000 fehlende Betreuungsplätze:Kommunen schlagen Kita-Platz-Sharing vor

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Die Kitas sind voll - den Kommunen zufolge fehlen bis zum August noch 150.000 Betreuungsplätze. (Foto: dpa)

Kita-Platz-Sharing und Erzieheraustausch: Angesichts von 150.000 fehlenden Betreuungsplätzen werden die Kommunen kreativ, um die Lücke noch vor Inkraftreten des Rechtsanspruchs im August zu schließen. Dass das gelingt, glauben die Städte und Gemeinden aber nicht mehr - und rechnen mit Klagen.

Die deutschen Kommunen rechnen nicht damit, bis August genügend Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren bereitstellen zu können. "Es fehlen im Augenblick ungefähr noch 150.000 Plätze", sagte der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Christian Schramm, am Freitag in Berlin. Bis Sommer sollen bundesweit 780.000 Plätze zur Verfügung stehen, weil Kinder von ein bis drei Jahren von August 2013 an einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben. "Ich denke, dass wir die Quote nicht ganz schaffen werden", sagte Schramm.

Angesichts des Mangels plädieren die Kommunen für flexible Übergangslösungen. Denkbar sei etwa, dass sich Eltern einen Betreuungsplatz für ihre Kinder teilten, also eine Art "Kita-Platz-Sharing", sagte Schramm. Nicht jeder brauche einen kompletten Kita-Platz für sein Kind. Durch den Abbau von Vorschriften für Tagesmütter ließen sich ebenfalls zusätzliche Betreuungsplätze schaffen. Auch die Unternehmen müssten mehr tun, etwa Betriebskindergärten schaffen.

Kommunen rechnen mit Klagen von Eltern

Es gebe außerdem einen deutlichen Mangel an Erziehern, sagte Schramm. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, sagte, auch der Austausch von Erziehern zwischen verschiedenen Städten sei eine Möglichkeit. Viele Erzieher arbeiteten außerdem nicht Vollzeit. Einige von ihnen seien vielleicht bereit, vorübergehend mehr zu arbeiten.

Trotzdem geht Schramm nicht davon aus, dass die Quote bis August noch erreicht wird. Deshalb müssten einige Städte und Gemeinden vermutlich mit Klagen von Eltern rechnen, die bei der Suche nach einem Kita-Platz leer ausgehen. Landsberg sagte, der 1. März sei Stichtag für die Kita-Anmeldungen zum 1. August. Dann müsse es einen Kassensturz und einen Kita-Gipfel mit Bund, Ländern und Kommunen geben. Er beklagte ein Schwarzer-Peter-Spiel zwischen allen Beteiligten beim Thema Kita-Ausbau. Das helfe den Eltern nicht.

Der Sprecher des Bundesfamilienministeriums, Christoph Steegmans, zeigte sich überrascht über die Einschätzung des kommunalen Spitzenverbandes. Bislang gebe es keinerlei offizielle Mitteilung aus Ländern und Kommunen, dass der Rechtsanspruch nicht zu halten sei. Das Ministerium gehe davon aus, dass sich alle Akteure ihrer Verantwortung bewusst seien. Der Bund habe seinen Beitrag bereits geleistet und das zugesagte Geld für den Kita-Ausbau bereitgestellt.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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