Zwei Tote in Konstanz:Schauplatz eines Albtraums

Lesezeit: 2 min

  • Die Schießerei in einer Disco in Konstanz, bei der eine Person getötet wurde, hat der Polizei zufolge wohl keinen terroristischen Hintergrund.
  • Nach Informationen von Polizei und Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem 34-jährigen Verdächtigen um den Schwager des Disco-Betreibers.

Von Josef Kelnberger

"Birthday Special" lautet am Samstagabend das Motto in der Konstanzer Disco "Grey". Geburtstagskinder aus dem Monat Juli, die mit mindestens fünf Begleitern kommen, erhalten bis Mitternacht eine Flasche Wodka und zwei Flaschen Sekt gratis. 2500 Gäste fasst die Disco im Konstanzer Gewerbegebiet, laut Augenzeugen ist der Laden noch gut gefüllt, als gegen halb fünf am Sonntagmorgen im Eingangsbereich die Hölle losbricht. Ein Mann feuert mit einem Sturmgewehr um sich. Zurück bleiben ein Toter und drei Schwerverletzte. In der Disco bricht Panik aus. Besucher rennen ins Freie oder verschanzen sich in den Toiletten, sofort wird die Polizei alarmiert.

Der Täter wird auf dem Parkplatz von den anrückenden Beamten gestellt. Beim folgenden Schusswechsel trifft der Mann einen von ihnen am Kopf; da der Polizist die komplette Amok-Schutzkleidung samt Helm trägt, erleidet er keine lebensgefährlichen Verletzungen. Der Täter wird von einer Polizeikugel schwer verwundet, er stirbt kurze Zeit später im Krankenhaus.

Als die Nachricht von der Bluttat am Bodensee am Sonntagmorgen die Runde machte, schien Terror die naheliegende Vermutung zu sein. Ein 34-Jähriger wurde als Schütze identifiziert, zunächst war sogar von einem zweiten Täter die Rede. Aus Stuttgart machte sich sofort der Staatssekretär Martin Jäger als Vertreter des baden-württembergischen Innenministeriums auf den Weg nach Konstanz. Doch nach einigen Stunden war der Terror-Verdacht zerstreut. Bei dem mutmaßlichen Täter handelte es sich um den Schwager des Disco-Betreibers, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Konstanz bei einer Pressekonferenz am frühen Sonntagabend erklärten.

Er verließ die Disco und kehrte mit einem Sturmgewehr zurück

Der Tatverdächtige lebte laut Polizei seit 15 Jahren im Landkreis Konstanz. Er war vorbestraft wegen Körperverletzung und Drogendelikten. Nach den Erkenntnissen der Ermittler hielt er sich häufig im "Grey" auf, auch am Samstagabend zählte er zunächst zu den Gästen des Nachtklubs. Offenbar gab es einen Streit, jedenfalls verließ er die Disco und kehrte mit einem M16-Sturmgewehr zurück, einer Kriegswaffe, wie sie die US-Armee verwendet. Er schoss dem Türsteher ins Gesicht und tötete ihn; zwei Disco-Gäste wurden verletzt.

Was der Anlass des Streits war, konnten die Ermittler noch nicht erklären, genauso wenig, woher der Verdächtige die Tatwaffe hatte. Er habe ein ganzes Magazin abgefeuert, hieß es. Das deute angesichts der geringen Zahl der Opfer darauf hin, dass er nur auf den Türsteher gezielt schoss. Mehrere Besucher hatte zunächst davon berichtet, auch in der Disco sei geschossen worden. Dort konnte die Polizei jedoch weder Hülsen noch Spuren von Geschossen finden.

Die Großraumdisco in der Max-Stromeyer-Straße hatte zumindest bis zur Wiedereröffnung als "Grey" im Mai 2017 einen zweifelhaften Ruf in Konstanz, häufig soll es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Der Südkurier zitierte den Geschäftsführer mit den Worten: "Wir wissen um den schlechten Ruf." Sonntagfrüh wurde die Disco zum Schauplatz eines Albtraums. Viele Gäste standen nach der Schießerei unter Schock, sie wurden von Notfallseelsorgern betreut.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: