Zeitumstellung:60 Minuten, einfach so!

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Illustration: Jochen Schievink (Foto: Jochen Schievink)

In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Wir bekommen eine Stunde geschenkt. Und was machen wir mit dieser kostbaren Zeit? 50 sehr konstruktive Vorschläge.

1. Die ersten 60 Minuten des Weltkriegs-Films "Fury" mit Brad Pitt anschauen. Die letzte halbe Stunde ist zu pathetisch.

2. Sich wie ein Faultier fühlen: zum nächsten Baum gehen, umklammern und dann eine Stunde nicht bewegen.

3. Ein Rezept aus Jamie Olivers Buch "30-Minuten-Menü" kochen. Die dauern immer doppelt so lange, wie er behauptet.

4. Noch einmal das WM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Schweden aus dem Jahr 2012 anschauen (4:4). 60 Minuten lang zeigt die DFB-Elf grandiosen Angriffsfußball und führt 4:0, und was nach der 62. Minute passiert, ist egal.

5. Das Buch "Weinkenner in 60 Minuten" lesen und anschließend im Nobel-Lokal dummes Zeug labern.

6. Einen Weltrekord brechen: 2200 Liegestütze in einer Stunde.

7. Dreizehn Billy-Regale aufbauen (der Rekord für eines liegt bei 4:21 Minuten). Übrig bleiben 3:27 Minuten für ein wohlverdientes Bier.

8. An den meisten Smartphones ist die Schlummerfunktion auf neun Minuten voreingestellt, also: Wenn der Handy-Wecker klingelt, sechsmal wegdrücken (54 Minuten) und dann sechs Minuten lang gähnen und strecken, ohne jedes schlechte Gewissen.

9. Im Berufsverkehr hundert Meter auf der A 99 fahren, zwischen Kreuz München-Ost und Aschheim/Ismaning.

10. Beethovens "Eroica" anhören, mit Barenboim und der Berliner Staatskapelle. Dauert nur 55:52 Minuten, aber nach dem Trauermarsch im zweiten Satz muss man erst mal vier Minuten auf Pause drücken, um sich von der Ergriffenheit zu erholen.

11. Dankbar sein.

12. Seinem Kind das Buch "Sommersprossen auf den Knien" der norwegischen Autorin Maria Parr vorlesen und sich dabei auch selbst kaputtlachen.

13. Oma anrufen, 60 Minuten zuhören.

14. Opa anrufen, 60 Minuten zuhören.

15. Das Baby durch die stockfinstere Wohnung tragen, weil es die Zeitumstellung boykottiert und noch früher aufwacht.

16. Sich auf der Parkbank neben einen Fremden setzen und mit ihm ein gutes Gespräch beginnen.

17. Sich die Sendung "Eine Stunde Liebe" bei D-Radio Wissen anhören. Gibt einem manchmal die Hoffnung, dass es doch noch Menschen gibt, die nicht nur Körper, sondern auch Geist geil finden.

18. Ein Glas Cola trinken und dabei nachlesen, was das im Körper anrichtet: Nach 20 Minuten schießt der Insulin-Wert in die Höhe, nach 40 Minuten erweitern sich die Pupillen. Nach 60 Minuten bindet Phosphorsäure die für den Knochenaufbau dringend benötigten Stoffe Kalzium, Magnesium und Zink.

19. Sich "The Kid" von Charlie Chaplin ansehen. Dauert 53 Minuten. Die restlichen sieben Minuten braucht man zum Heulen.

20. Sich an diesem Sonntag mit einem notorisch unpünktlichen Freund verabreden. Nie ist die Chance größer, dass er pünktlich ist.

21. Den Schachenberg im Chiemgau besteigen, von der Ortschaft Huben aus. Schon nach der Hälfte kommt die erste Alm, und nach 60 Minuten steht man am Gipfel.

22. Einem Hefeteig in aller Ruhe beim Aufgehen zuschauen.

23. Die Moritat von Mackie Messer auswendig lernen.

24. Das Buch "Relativitätstheorie in 60 Minuten" lesen.

25. Auf Youtube lernen, wie man in 30 Minuten einen Schal strickt. Und dann noch einen stricken.

26. Zeitung lesen.

27. In einer öffentlichen Sauna 20 Minuten schwitzen und die restlichen 40 Minuten duschen und seine Brille suchen.

28. Kurzgeschichten aus Lucia Berlins Buch "Was ich sonst noch verpasst habe" lesen.

29. Aus dem Haus gehen, immer geradeaus, und schauen, bis wohin man es in 60 Minuten schafft.

30. Am Bahnsteig stehen und hoffen, dass der Zug eine Stunde Verspätung hat - denn dann wird der Fahrpreis erstattet!

31. "Titanic" anschauen. Ab dem Eisberg-Crash bis zum gruseligen Untergang.

32. Eine Stunde schlafen - und das anschließend als dreifachen Powernap zu je 20 Minuten deklarieren.

33. Zeug aussortieren, das man schon lange nicht mehr braucht, und sich überlegen, wer es dringend brauchen könnte.

34. Sechzehn Mal die Zeitumstellungshymne "The Times They Are A-Changin'" von Bob Dylan anhören.

35. Bewegen, bewegen, bewegen. Denn nach einer 2008 in Australien durchgeführten Studie verringert bei über 25-Jährigen eine Stunde Sitzen die Lebenserwartung um 21,8 Minuten.

36. Hundedosenfutter beim Verderben zuschauen. Denn schon nach einer Stunde im Napf ist das Zeug selbst für Vierbeiner nicht mehr genießbar.

37. Bei einem Live-Escape-Spiel mitmachen: Bis zu sechs Menschen werden in einem Raum eingesperrt und müssen innerhalb einer Stunde ein Rätsel lösen.

38. Die Summe des Lebens aktiv vergrößern. Denn Wilhelm Busch sagte: "Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten."

39. Alle Lederschuhe mit dem Imprägnierspray einsprühen, das man beim letzten Schuhkauf wieder nicht ablehnen konnte.

40. Dieses kleine Rätsel hier lösen: Die Runde einer Rennstrecke ist 1 km lang. Mit dem Auto soll Fritz in zwei Runden eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde erreichen. In der ersten Runde hat er aber nur durchschnittlich 40 Kilometer pro Stunde geschafft. Wie schnell muss Fritz in der zweiten Runde fahren, um noch auf 60 Kilometer pro Stunde zu kommen?

41. Die schönsten Merksätze zur Zeitumstellung auswendig lernen. Zum Beispiel: "Spring forward, fall back" (Spring = engl. für Frühling, fall = Herbst). Oder, besonders einleuchtend: "Bei der Zeitumstellung ist es wie mit den Gartenmöbeln. Im Frühjahr kommen sie VOR die Tür, im Herbst ZURÜCK in den Schuppen."

42. Sich entscheiden, ob man in der Stunde eher 550 Kilokalorien verbrauchen will (Joggen) oder doch nur 330 (Sex).

43. Sich eine Fake-E-Mail-Adresse zulegen, die nach einer Stunde automatisch verfällt, und anonym der großen Liebe aus der Grundschule schreiben.

44. Unter dem Show-Himmel der "Forum Shops" in Las Vegas einen ganzen Tag in nur einer Stunde erleben.

45. Endlich lernen, wie man sich selbst einen Franzosenzopf flicht.

46. Je nach Suchtprofil bewusst auf Tabak, Schokolade, Sex und Wein verzichten und den großartigen Moment genießen, in dem sich Entzugserscheinungen in Vorfreude verwandeln.

47. Das Smartphone weglegen und andere Menschen anlächeln. Einfach so.

48. Zweimal den Rosenkranz beten.

49. Sich neunmal hintereinander den "Hurz"-Sketch von Hape Kerkeling anschauen und sich danach vier Minuten vor Lachen ausschütten.

50. Die Zeit totschlagen, aber gewaltfrei.

Gesammelt von Marc Baumann, Georg Cadeggianini, Moritz Geier, Sebastian Herrmann, Christof Kneer, Christiane Lutz, Gerhard Matzig, Michael Neudecker, Rudolf Neumaier, Jochen Temsch, Kim Lucia Ruoff, Nadeschda Scharfenberg, Martin Zips

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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