Wetter:Deutscher Wetterdienst warnt vor "beeindruckenden Regenmengen"

Lesezeit: 2 min

  • Abgesehen vom Norden Bayerns prasselt im Rest Deutschlands beachtlich viel Regen herab.
  • Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sind vielerorts im Dauereinsatz.
  • In Hildesheim droht 1100 Anwohnern eine Evakuierung.

Ob auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes (DWD) oder beim Konkurrenzangebot unwetterzentrale.de - Violett ist stets die Farbe der Gefahr. Sie bedeutet, dass ein extremes Wetterereignis im Gange ist. Derzeit heißt das: Es schüttet wie aus Kübeln. Selbst die DWD-Meteorologen sprechen von "beeindruckenden Regenmengen", die derzeit über Teilen der Republik herunterkommen. Vielerorts ist in 24 Stunden mehr Regen heruntergekommen als gewöhnlich im ganzen Juli.

Betroffen sind vor allem der Süden Niedersachsens, der Harz, Teile Sachsen-Anhalts und Thüringens. Diese Flächen auf der Deutschlandkarte dürften auch in den kommenden Tagen violett eingefärbt sein. In Bezug auf Dauerregen löst der DWD ab 80 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 Stunden die höchste Warnstufe aus, bei der Unwetterzentrale liegt der entsprechende Grenzwert bei 100 Liter pro Quadratmeter.

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Der Pegel des nahe gelegenen Bracciano-Sees hat sich so bedrohlich gesenkt, "dass eine Umweltkatastrophe droht", sagt der Präsident der Region Latium. Wasser könnte rationiert werden.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mussten am Dienstag in den betroffenen Regionen Straßen sperren, Gebäude leerpumpen und Sandsäcke einsetzen. Besonders viele Einsätze mussten die Rettungskräfte in Hannover und Umgebung bewältigen. Wie die Hannoversche Allgemeine berichtet, brach im Stadtteil Wülfel ein Flachdach unter Wassermassen ein. Verletzte soll es dabei nicht gegeben haben, der betroffene Teil des Gebäudes soll leer gewesen sein.

Die Stadt Hildesheim bereitete sich am Dienstagabend auf mögliche Evakuierungen vor. Der Wasserstand der Innersten stieg den Tag über auf 6,50 Meter an. Sollte der bisherige Höchststand von sieben Metern überschritten werden, müsste ein Wohngebiet geräumt werden, teilte die Stadt mit. 1100 Menschen wären davon betroffen, die bereits vorsorglich informiert worden seien. Anwohner in dem betroffenen Gebiet wurden aufgerufen, ihre Autos aus der Gefahrenzone zu bringen. Die Stadt richtete in einer Turnhalle eine Notunterkunft ein.

Die Bauern in Niedersachsen bangen wegen des vielen Regens inzwischen um ihre Ernte. Wenn die Äcker nass seien, könnten sie den reifen Weizen und Raps nicht einbringen, sagte eine Sprecherin vom Bauernverband Landvolk. "Das zehrt an den Nerven, weil natürlich ganz viel Geld auf den Äckern steht." Nach Angaben der Landwirtschaftskammer knickt der Regen die Halme ab, lässt die Rapsschoten platzen und könnte die Qualität des Weizens mindern. Fachleute befürchten deshalb geringere Erträge.

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In Hildesheim liefen zahlreiche Keller voll, Straßen waren nicht mehr passierbar. In einem Reitverein mussten Helfer die Pferde in Sicherheit vor den Wassermassen bringen. In Springe waren 120 Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk über Stunden im Einsatz, um Keller leerzupumpen und einen Damm zu sichern. In Sachsen-Anhalt stiegen wegen des Dauerregens die Wasserstände einiger Flüsse stark an. Für die Holtemme im Harz gilt an einem Pegel bereits die höchste Alarmstufe 4, wie die Hochwasservorhersagezentrale mitteilte. Auch an anderen Flüssen im Harz rechnen die Experten mit steigenden Wasserständen.

Ergiebiger Dauerregen führte auch in Berlin, wo es erst vor einigen Wochen ein schweres Unwetter gegeben hatte, zu erheblichen Problemen. Zwei U-Bahn-Linien wurden am Morgen streckenweise gesperrt.

Auch in anderen Teilen Deutschlands regnet es stark. Abgesehen vom nördlichen Bayern bestimmen fast überall graue Wolken und nichtendenwollende Schauer das Bild. Grund für den Dauerregen ist das Tief Alfred, das sich langsam von Südpolen nach Norden verlagert. Es bringt in zahlreichen Landstrichen "mehr als die übliche monatliche Niederschlagsmenge, und es wird noch einiges dazukommen, sagte DWD-Meteorologe Thore Hansen.

Bis in den Mittwoch hinein weiterregnen, im äußersten Osten soll der Dauerregen mit Unterbrechungen sogar bis Donnerstagmorgen anhalten. Am schwersten betroffen ist laut DWD "ein breiter Streifen von Vorpommern bis nach Süddeutschland".

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