Regen statt Sommer:Und nun das Wetter

Von Kachelmann bis zum Regenwurm: Meteorologisch hat der Sommer zwar begonnen, doch noch schüttet es wie aus Eimern. Trübe Fragen und erfrischende Antworten zum Dauerregen in Deutschland.

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War der Mai wirklich so mies oder ist das typisch deutsche Jammerei? Es war wirklich schlimm: Während März und April nach der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes als sonnig und trocken auffielen, gab es im Mai reichlich Regen, an manchen Orten fiel sogar noch Schnee. 118 Stunden lang schien die Maisonne, das war nur gut die Hälfte des sonst üblichen Sonnenscheins. Seit der Deutsche Wetterdienst in den fünfziger Jahren angefangen hat, alles aufzuzeichnen, war es nur 1983 und 1984 ähnlich wolkenreich. Die durchschnittliche Temperatur lag im Mai um 1,7 Grad unter dem langjährigen Mittelwert. So kalt war es im Mai seit 1991 nicht mehr, und der Beginn des meteorologischen Sommers am 1. Juni sah nicht viel besser aus.

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Was hat Jörg Kachelmann damit zu tun? Die Bunte hat beobachtet: "Kaum sitzt Kachelmann hinter Gittern, weint der Himmel - kältester Mai seit 18 Jahren..."

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Kann das Wetter wirklich die Stimmung beeinflussen? Der Mensch wird nass, versucht bei zehn Grad einen Ausflug ins Eiscafé, zieht sich danach mit Schnupfen auf die Couch zurück. Na klar leidet man! Tut man nicht, sagt aber Jaap Denissen von der Berliner Humboldt-Universität. Er und seine Kollegen haben herausgefunden, dass es angeblich keinen Zusammenhang zwischen Wetter und Psyche gibt. Für ihre Studie füllten 1233 Deutsche zwischen Juli 2005 und Februar 2007 einen Online-Fragebogen aus. Einen Monat lang gaben sie jeden Tag an, ob sie gute oder schlechte Laune hatten. Danach recherchierten Denissen und Kollegen das Wetter des jeweiligen Zeitraums - und fanden heraus: Im Durchschnitt beeinflusst das Wetter unsere Laune kaum. Sonnenschein machte die Menschen nicht glücklicher, Regen nicht trauriger.

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Was sagt der Bauer dazu? "Mai kühl und nass füllt dem Bauern Scheun' und Fass. Mai trocken und warm macht den Bauern arm." So weit die Bauernweisheit, der Bayerische Bauernverband sieht das nicht ganz so positiv: Für das Getreide war der Regen zwar noch nicht schädlich, die Bestände entwickelten sich zufriedenstellend, sagt Bettina Tillmanns, die Sprecherin. Wenn der Sommer beständig warm wird, kann die Ernte ordentlich ausfallen. Mais und Kartoffeln leiden aber - der Regen könnte sie anfälliger für Krankheiten machen, befürchten die Landwirte. Weil es so nass ist, können sie nicht auf die Felder fahren und düngen. So wuchert das Unkraut, das schwächt den jungen Mais, dem Licht und Platz genommen werden.

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Wer freut sich über Regenwetter? Neben Kinobesitzern auch Kanu- und Kajakfahrer, denn mit dem Regen steigt das Wasser in Flüssen und Bächen. "Hohes Wasser bedeutet schnelles Wasser", erklärt der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, Thomas Konietzko. Allerdings: "Hohes Wasser bedeutet auch wildes Wasser." Was für Hobby-Paddler mitunter gefährlich werden kann, ist für Wildwasser-Sportler ein Traum: "Die Hindernisse saufen ab, so dass wir weniger Probleme mit Steinberührung haben, gleichzeitig werden die Wellen viel höher und länger", schwärmt Achim Overbeck, 26, von der deutschen Wildwasser-Nationalmannschaft.

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Wie geht's dem Regenwurm? Schlecht. Dass der Regenwurm etwas mit Regen zu tun hat, ist laut Naturschutzbund nur ein Gerücht. Sein Name komme vielmehr von "reger Wurm". Der Regen bringt viele Würmer sogar um, weil die vibrierenden Tropfen auf der Erde sie dazu verleiten, mal an die Oberfläche zu schauen. Wenn den Wurm dort nicht gleich ein Vogel erwischt, tötet ihn bald das UV-Licht, das seine roten Blutkörperchen zerstört.

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Wie ist die Hochwasserlage in Ostdeutschland? Sie bessert sich nur langsam. Seit Montag gilt überall nur noch die zweithöchste Hochwasseralarmstufe 3. Bislang hielten die Deiche überall, in Schwedt und Garz sorgte der Scheitel der Oderflut am Dienstag noch für steigende Pegelstände. Weiter im Süden, wie zum Beispiel in Frankfurt an der Oder, sinken sie gerade. Das wird sich wohl wieder ändern, wenn am Wochenende die Scheitelwelle der Warthe nahe des polnischen Grenzortes Küstrin in die Oder fließt.

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Was sind die Folgen für Biergärten und Cafés? 750 Leute passen in den Hamburger Beach-Club "Strand Pauli". An sonnigen Tagen stehen viele am Eingang Schlange, bis sich einer der Longdrink-Schlürfer aus dem Liegestuhl an der Elbe erhebt und einen Platz frei macht. 30 Leute arbeiten dann jeden Tag für Miteigentümer Frank Hauswedell. Derzeit sind es drei bis fünf. "Das wird wohl unser schlechtestes Jahr", sagt er, "da ist jetzt schon kaum mehr was aufzuholen." Ihm bleibt nur eines: Warten auf die Sonne. Damit ist er nicht alleine. Laut einer Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbands verzeichnet fast ein Viertel der Gastronomen einen Umsatzrückgang von 80 Prozent und mehr. So unerschrocken wie dieser Besucher eines Biergartens in Dresden waren in diesem Frühling die Wenigsten.

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Wer verliert sonst noch Geld? So wie zuletzt die Alpspitzbahn in Garmisch-Partenkirchen haben viele Veranstalter ihr Saisongeschäft bereits vertagen müssen. Hagenbecks Tierpark in Hamburg beklagt einen Besucherrückgang von 90.000 gegenüber dem vergangenen Jahr. Keine Umsatzeinbußen, dafür aber ein schlechtes Gewissen plagt unterdessen die Veranstalter des Musikfestivals "Rock gegen Regen", das in diesem Sommer erstmals seit 15 Jahren pausiert hat: "Wir hätten nie gedacht, dass dies solche Auswirkungen haben würde, sogar bundesweit!", bedauert Olaf Menne, einer der Organisatoren. Man übernehme die volle Verantwortung.

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(Foto: dpa)

Und wann wird's nun endlich richtig Sommer? Auch wenn es meteorologisch schon Sommer ist - es bleibt regnerisch. Verantwortlich dafür sind zwei Tiefdruckgebiete über Norddeutschland und Polen. Während es im Westen häufiger auflockert, regnet es im Osten und Süden teils ergiebig. Die Meteorologen erwarten an den Alpen stellenweise bis zu 90 Liter Regen innerhalb von 48 Stunden. Bis Freitag soll das so gehen. Dann soll sie kommen, die Sonne: Über Südeuropa habe sich ein dickes Hitzepolster aufgebaut. "Das wird nun direkt angezapft. So klettern die Temperaturen am Freitag auf 21 bis 28 Grad", sagt Dominik Jung, Diplom-Meteorologe. Für Samstag und Sonntag sagt er Spitzenwerte zwischen 24 und 32 Grad vorher.

© SZ vom 02.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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