Verkehr:Tour de Sylt

Lesezeit: 2 min

(Foto: mauritius images)

Wäre es nicht sinnvoll, endlich einen Radweg auf dem Hindenburgdamm zwischen Sylt und dem Festland einzurichten? Ein Kieler Politiker unternimmt gerade einen neuen Vorstoß in der Angelegenheit.

Von Peter Burghardt

Beim Thema Sylt herrscht ja schnell große Aufregung, so machte vor knapp drei Monaten eine verblüffende Meldung die Runde. Der NDR verkündete, die Kieler Landesregierung werde die Bahnstrecke zwischen dem Festland und der Insel in eine zweispurige Bundesstraße verwandeln, um unzufriedene Pendler zu besänftigen. Der Hinweis erschien allerdings am 1. April und war nur ein Scherz - auf dem 11,3 Kilometer langen Hindenburgdamm (siehe Bild) verkehren nach wie vor und vielleicht bis in alle Ewigkeit ausschließlich Züge. Nun gibt es am Rande des Sommerlochs wieder einen ernst gemeinten Vorstoß: Wie wäre es mit einem Radweg?

Bereits im Mai 2015 hatte der Berliner Wissenschaftler und Sylt-Freund Andreas Jüttemann eine Petition in den Landtag Schleswig-Holsteins eingebracht. Darin regte er an, neben den Gleisen zwischen Klanxbüll und Morsum eine Piste für Fahrradfahrer einzurichten. Sein Argument: Das Monopol der Deutschen Bahn für die Verbindung laufe ja ab. Auch seien Radler für diesen zu querenden Teil des Wattenmeeres kaum störender "als mehrfach pro Stunde verkehrende laute Diesellokomotiven älterer Bauart." Seinem Aufruf folgten 270 Unterzeichner, das zuständige Ministerium war mäßig beeindruckt und lehnte zügig ab. Jetzt versucht es ein regionaler Freibeuter mit einer weiteren Initiative dieser Art: Auch Uli König, Parlamentarischer Geschäftsführer der sechs Piraten in Kiels Abgeordnetenhaus, möchte durchsetzen, dass Deutschland schickstes Eiland auf zwei Reifen geentert werden darf.

Kürzlich habe er sich den Versorgungsweg auf Schienen angesehen und die Staus an den Bahnhöfen, berichtet König. Da dränge sich ein Radweg als Alternative auf, "das wäre auch gut für das Image von Sylt." Fahrräder seien schließlich eine schöne Ergänzung zu den überzüchteten SUV, also den zahlreichen Sport- und Geländewägen, die in langen Schlangen auf Waggons die Ufer wechseln. Tatsächlich gab es immer mal wieder Ärger und Verzögerungen an den Autozügen, obwohl die Deutsche Bahn durch den US-Betreiber RDC Konkurrenz bekommt. Auch die Sylter Grünen und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub äußerten ihre Sympathie für die Fahrradpläne von Jüttemann und König. Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sowie andere Verantwortliche bremsen die Begeisterung für eine Tour de Sylt dagegen erneut. "Die Idee hat Charme", so Meyer, "muss aber noch weiter durchdacht werden."

Der Hindenburgdamm, 1927 eröffnet, gehört immer noch der Deutschen Bahn. Auf dieser Schwelle der Nordsee gilt "ein Betretungsverbot für Dritte", wie es schon vor einem Jahr etwas sperrig hieß. Der Nationalpark mit seinem Vogelschutzgebiet sei für den Bau von Fahrradwegen ungeeignet. Zu empfindlich, zu windig, zu tückisch die Tideströmung. Man könne hier keinen Zugang zum Wattenmeer gewähren.

Der Pirat Uli König hofft dennoch auf Unterstützung. Ginge es nach ihm, dann würden an beiden Seiten einer künftigen Radroute Ampeln aufgebaut, die je nach Windstärke die Durchfahrt erlauben oder eben nicht. Charmante Vorstellung: Am Freitagabend sitzen Hamburger Partyhengste auf dem Rennrad und hoffen, dass sie bei unter sechs Beaufort in die Sansibar geweht werden.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: