Verdacht der Steuerhinterziehung:Nadja Auermann vor Gericht

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Unter großem Blitzlichtgewitter hat in Berlin der Prozess gegen Nadja Auermann begonnen. Das Model soll Steuern hinterzogen haben - angeblich geht es um fast 300.000 Euro. Mitangeklagt ist ihr Exmann.

Prozess-Auftakt: Mit einer halben Stunde Verspätung ist Model Nadja Auermann am Donnerstag gegen 9.35 Uhr vor dem Amtsgericht Tiergarten erschienen. Die Berliner Justiz wirft ihr Steuerhinterziehung vor. Die 40-Jährige bestritt vor Gericht die Vorwürfe: "Ich habe keine Steuern hinterzogen. Ich bin unschuldig."

Model Nadja Auermann und ihr Ex-Mann Wolfram Grandezka erscheinen am Donnerstag vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin. (Foto: dpa)

Mitangeklagt ist auch ihr Ex-Ehemann, Schauspieler Wolfram Grandezka ("Verbotene Liebe"). Auch er erschien persönlich vor Gericht, wollte sich zunächst aber nicht äußern.

Das frühere internationale Topmodel und ihr Ex-Mann sollen zwischen 1999 und 2002 ihre Einkommen nicht in Deutschland versteuert haben. Die Justiz geht jedoch davon aus, dass das Model in dieser Zeit ihren Lebensmittelpunkt in Berlin und nicht in Monaco gehabt hat. Über Jahre hinweg sollen die Ermittler Beweise gesammelt haben, hieß es in Medienberichten.

Dabei soll sich ergeben haben, das berichtet zumindest die Berliner Morgenpost, dass Auermann 1998 ein Haus in Köpenick erwarb. Angeblich jedoch nicht unter ihrem Namen, sondern über zwei englische Kapitalgesellschaften. Die Berliner Villa habe sie aber selbst bewohnt.

Das 1998 von ihr gekaufte Haus sei in erster Linie eine Investition gewesen, sagte dagegen Auermann. Dass zwei Firmen stellvertretend die Immobilie erworben haben, sei eine "Fehlberatung" gewesen. Sie habe das Haus sanieren lassen, um es zu vermieten. "Ich hatte nie vor, dieses Haus zu beziehen". Bis 2003 war es ihren Angaben nach eine Baustelle.

Das Gericht muss klären, ob das Model im Tatzeitraum auch in dem Haus am See wohnte. Seine Mandantin sei immer wieder nach Deutschland gekommen und habe versucht, die Bauarbeiten voranzutreiben, sagte ihr Verteidiger Robert Unger. Gewohnt habe sie dort aber nicht.

Er wies darauf hin, dass seine Mandantin bis 2002 im Ausland gelebt habe, im Juli jenes Jahres sei sie mit ihrer Familie nach Potsdam bei Berlin gezogen und zahle seitdem auch ihre Steuern in Deutschland. Gegen den Rat ihrer Freunde sei sie damals freiwillig nach Deutschland zurückgekehrt und habe seitdem Steuern in Millionenhöhe entrichtet - damit habe sie ihre "Steuerehrlichkeit schon unter Beweis gestellt, , als das Verfahren noch nicht begonnen hatte."

Nachbarn sagten im Prozess aus, Auermann "ab und zu" gesehen zu haben. Konkrete Angaben konnte aber kein Zeuge machen. Die Nachbarn bestätigten, dass das Haus "eher wie eine Baustelle aussah". Es habe dort größere Renovierungsarbeiten ab 1999 gegeben, sagte ein Zeuge.

Ein damals ermittelnder Finanzbeamter gelangte im Prozess zwar zu dem Ergebnis, dass Auermann im Mai 1999 "ihren Wohnsitz in Deutschland begründet hat". Er hatte anhand von Kontoauszügen und Telefonlisten ein sogenanntes Bewegungsprofil erstellt. Die Frage, ob das Model mehr als die Hälfte eines Jahres dort gelebt habe, konnte der Beamte aber nicht beantworten. Wer seinen Wohnsitz mindestens 183 Tage im Deutschland hat, ist dort steuerpflichtig.

In dem Prozess geht es um einen angeblichen Steuerschaden von 272.000 Euro. Zunächst war über einen Millionenbetrag spekuliert worden. Für den Prozess sind drei Termine bis Ende Mai vorgesehen. Die Anklage war bereits im April vergangenen Jahres erhoben worden.

Auermann eroberte in den neunziger Jahren die Laufstege der Welt und wurde zu einem der bekanntesten Topmodels. Sie zierte die Cover der wichtigsten Modemagazine und stand für Starfotografen wie Helmut Newton oder Peter Lindbergh vor der Kamera.

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