Zehn lange Jahre hatte Richter Clarence Thomas zugehört, wenn vor ihm, im Obersten Gericht der USA, verhandelt wurde. Nun brach er seine Stille. Der für seine Schweigsamkeit bei Verhandlungen bekannte Thomas fragte in einer Anhörung zu Waffengesetzen den Anwalt der Regierung, ob eine Gesetzesübertretung die verfassungsmäßigen Rechte eines Bürgers außer Kraft setzen könne. Dabei ging es um den Plan der Regierung, Menschen, die wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurden, den Besitz von Waffen zu verbieten.
Daran war Thomas so interessiert, dass er fast ein Dutzend Fragen gestellt habe, berichtet die New York Times. "Im heutigen Fall hat er sich entschieden, nachzuhaken, weil er wohl der Meinung war, dass seine Kollegen diesem Aspekt zu wenig Beachtung geschenkt haben", sagt Carrie Severino, frühere Gerichtsschreiberin.
Richter, die Anwälte unterbrechen, sähen aus "wie im 'Familienduell'"
Thomas ist sonst der Meinung, dass es für die Entscheidung eines Falles unnötig sei, Fragen zu stellen. Auch am College habe er schon darauf verzichtet, schreibt er in seinen Memoiren. Er hält es nicht für hilfreich, weil er sich auf schriftliche Stellungnahmen stützt, die er im Vorfeld der Verhandlungen einblicken kann. Wichtiger ist ihm, den Anwälten zuzuhören. Dass seine Kollegen sich gegenseitig unterbrechen und Anwälte mit Fragen löchern, die oft nicht vollständig beantwortet werden, kritisierte Thomas einst mit dem Vergleich einer beliebten TV-Spielshow: "Wir sehen aus wie 'Familienduell'."