USA:Gezielt und methodisch

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Gerichtsakten belegen: Der Las-Vegas-Attentäter Stephen Paddock bereitete das Massaker ein Jahr lang vor.

Von Jürgen Schmieder, Las Vegas/Los Angeles

Was geschah am 1. Oktober in Las Vegas, warum geschah es - und hätte es verhindert werden können? Auch drei Monate nach dem Massaker mit 58 Toten und mehr als 500 Verletzten sind viele Fragen offen. Seit dem Wochenende aber ist immerhin bekannt, wie sich der Todesschütze Stephen Paddock auf die Tat vorbereitete: gezielt und methodisch. Ein Bundesrichter in Nevada gab am Freitag 315 Seiten Gerichtsakten frei, die der SZ vorliegen. Daraus geht hervor, dass Paddock nach Erkenntnissen des FBI seine Tat beinahe zwölf Monate lang geplant hat. Er verwendete dabei unterschiedliche Mail-Adressen und zerstörte Handys nach Gebrauch, was die Ermittlungen erschwert.

Paddock hatte aus seinem Hotelzimmer im Mandalay Bay mehr als zehn Minuten lang auf Besucher des Musikfestivals "Route 91 Harvest" gefeuert, bevor er sich den Ermittlungen zufolge das Leben nahm. Aus den Unterlagen geht auch hervor, dass Paddock mehrere Hundert Schuss Munition übrig hatte und Körperpanzerung sowie eine Gasmaske bei sich trug - was darauf hindeutet, dass er womöglich eine Flucht plante. Es ist ungeklärt, warum Paddock nach zehn Minuten aufgehört hat. Die Polizei kam etwa 15 Minuten nach den ersten Schüssen auf das Stockwerk und stürmte die Suite eine Stunde danach.

Auch über Paddocks Motiv rätseln die Ermittler weiter. Ihm waren wegen Panikattacken Beruhigungsmittel verschrieben worden, derzeit wird sein Gehirn untersucht. Es dürfte dauern, bis geklärt ist, ob jemand Mitschuld trägt. Paddocks Freundin Marilou Danley, das belegen Berichte über Vernehmungen, hat ihm zwar dabei geholfen, zu Hause einige Waffen mit Munition auszustatten. Sie scheint aber nichts von den Massaker-Plänen gewusst zu haben. Hätten Hotel-Angestellte etwas von den Vorbereitungen bemerken müssen? Vergangene Woche verbreitete MGM Resorts International, zu dem das Mandalay Bay gehört, ein Statement: Die Angestellten hätten in den Tagen vor der Tat mehr als zehnmal Kontakt zu Paddock gehabt und wären auch in seinem Zimmer gewesen: "Die Interaktionen waren normal." Paddock durfte offenbar den Mitarbeiter-Fahrstuhl für Sperrgepäck nutzen, so konnte er mehr als 20 Waffen und Munition in seine Suite im 32. Stock bringen. Ein Page half ihm zweimal, ohne Verdacht zu schöpfen.

"Das ist schwer zu glauben", sagt die Anwältin Michelle Tuegel, die mehrere Opfer vertritt. Es gibt Klagen gegen die Hotelkette, den Festival-Veranstalter und den Hersteller der "Bump Stocks", mit denen Paddock seine Gewehre zu automatischen Waffen aufgerüstet hat.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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