Urteil: Auto-Crash:Böhse-Onkelz-Sänger muss 27 Monate ins Gefängnis

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Kevin Russell wird zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der Sänger der Rockband "Böhse Onkelz" hatte einen schweren Autounfall verursacht und Fahrerflucht begangen.

Der Sänger der Rockband Böhse Onkelz, Kevin Russell, muss als Unfallfahrer für zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis. "Die einzige Ursache für diesen Unfall war fahrerisches Versagen dieses Fahrers" sagte der Vorsitzende Richter Klaus Eckhardt vom Landgericht Frankfurt am Montag in seiner Urteilsbegründung.

Der Sänger der Band Böhse Onkelz schwieg während des Prozesses. (Foto: dpa)

Zugunsten des Angeklagten nahm das Gericht an, dass der langjährige Drogenkonsument bei den Unfall vermindert zurechnungsfähig war und deswegen eine erhebliche Schuldeinschränkung vorliege. Gegen den Angeklagten sprach die Schwere der Verletzungen, die die beiden Opfer erlitten hatten. Der Führerschein wurde ihm für vier Jahre entzogen.

Der 46 Jahre alte Angeklagte nahm das Urteil gefasst auf. Er war wegen gefährlicher Körperverletzung, gefährlicher Straßenverkehrsgefährdung und Unfallflucht angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten gefordert. Es gebe keine Zweifel, dass der ehemalige Rocksänger am Steuer des Wagens gesessen habe, sagte der Staatsanwalt am Montag. Das Auto hatte am Silvesterabend mit Tempo 230 ein anderes Fahrzeug gerammt und dabei zwei junge Männer schwer verletzt. Russell soll nach dem Unfall geflüchtet sein und später einen anderen als Fahrer des Wagens angegeben haben. Dieser hatte sich - im Beisein von Russells Anwalt - selbst der Tat bezichtigt. Genetische Spuren Russells am Airbag des Sportwagens hatten allerdings die Anklage möglich gemacht.

"Ein schwerkranker Mann"

Russells Verteidiger hatten dagegen betont, es blieben Zweifel an der Täterschaft. "Letztlich weiß nur er selbst, wer an diesem Abend hinter dem Steuer dieses Audis saß." Der Verteidiger plädierte nicht ausdrücklich für ein Strafmaß, wies aber darauf hin, dass sein Mandant "ein schwerkranker Mann" sei und ihm das Schicksal der Unfallopfer nahe gehe. Russell schwieg zu den Vorwürfen und nahm auch die Chance auf ein letztes Wort nicht wahr.

Da Russell den Unfall während einer Bewährungszeit verursacht habe, muss er eventuell sogar länger in Haft. Vor und einem halben Jahr war er wegen der Einfuhr von Betäubungsmitteln zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

Der Verurteilte hatte früher rechtsradikale Texte wie "Türken raus" und "Deutschland den Deutschen" gesungen, später heroische. Als Kind leidet er unter der Alkoholsucht seiner Mutter und dem Davonlaufen des Vaters. 1990 stürzte er in die Drogenabhängigkeit, nachdem ein enger Freund der Band in einer Frankfurter Kneipe erstochen wurde. Er starb in Russells Armen. Zwei Jahre später trank der Sänger zwei Liter Jägermeister und nahm mehrere Gramm Heroin täglich, so schildert es die Band auf ihrer Internetseite. Als die Böhsen Onkelz 2005 zerbrachen, lag das auch an Russells Absturz.

Am Montag distanzierten sich zwei Mitglieder der früheren Rockband von Russell. "Der Kevin, der dieser Tage auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Kevin, mit dem wir gemeinsam all die Jahre durch dick und dünn gegangen sind", heißt es auf der Homepage der Band. Die ehemaligen Bandkollegen Stephan Weidner und Peter Schorowsky zeigen sich vor allem über die Aussageverweigerung ihres ehemaligen Sängers vor dem Frankfurter Landgericht enttäuscht: "Wir hatten gehofft, Kevin würde persönlich zu den Vorkommnissen Stellung beziehen".

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