Unglück in Sachsen-Anhalt:Fünfjährige tot aus Saale geborgen - Bruder vermisst

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Womöglich hat der Sechsjährige den Unfall seiner Schwester mitangesehen und hält sich deshalb versteckt: Am Samstagabend wurde in Weißenfels in Sachsen-Anhalt ein kleines Mädchen tot in der Saale entdeckt - von ihrem Bruder fehlt seitdem jede Spur. Doch die Rettungskräfte haben die Hoffnung nicht aufgeben, den Jungen noch lebend zu finden.

Hält sich der Sechsjährige aus Angst und Schuldgefühlen versteckt? Nachdem am Samstagabend ein fünfjähriges Mädchen in Weißenfels tot aus der Saale geborgen wurde, läuft die Suche nach ihrem ein Jahr älteren Bruder auf Hochtouren. Am Montagmorgen würden Suchkräfte von Polizei, Feuerwehr und Hilfsdiensten die Details der weiteren Suche festlegen, sagte ein Polizeisprecher in Naumburg. Dabei soll auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera zum Einsatz kommen. "Wir suchen weiter und wollen Gewissheit haben", sagte Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos).

Ein Taucher sucht am Sonntag in der Saale bei Weißenfels nach dem vermissten Sechsjährigen. (Foto: dapd)

Die Mutter hatte ihre beiden Kinder am Samstagnachmittag als vermisst gemeldet, nachdem diese nicht vom Spielen zurückgekommen waren. Am Samstagabend wurde das Mädchen dann tot vor einem Wehr an einem Einlass zu einem Wasserkraftwerk entdeckt.

Junge möglicherweise traumatisiert

Hinweise auf ein Verbrechen gibt es nicht, alles deute auf einen Unfall hin. Die Polizei hält es für möglich, dass der Sechsjährige den Unfall seiner Schwester mitangesehen hat und sich deshalb versteckt hält. Polizeisprecher Jörg Bethmann sagte, wenn der Junge beobachtet habe, wie seine Schwester in den Fluss gestürzt sei, könne er das Unglück auf sich selbst beziehen und sich die Schuld daran geben. "Ich weiß nicht, welche Ängste das Kind hat."

Am Sonntagabend war die Suche nach dem Jungen bei hereinbrechender Dunkelheit abgebrochen worden. Zuvor waren mehr als 170 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Technischem Hilfswerk (THW) im Einsatz. Rettungshundestaffeln kamen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen; Boote und Hubschrauber wurden eingesetzt. Auch Sonartechnik und Tauchroboter kamen zum Einsatz, weil der Fluss stellenweise noch von einer 20 Zentimeter dicken Eisschicht bedeckt ist.

Mit einem sogenannten Wasserhund befuhren Einsatzkräfte der DLRG in einem Boot die Saale. Solche Hunde können den Angaben zufolge spezifische Geruchsspuren aus dem Wasser aufnehmen. Kreisbrandmeister Hans Schubert sprach vom größten Einsatz in seinen neun Dienstjahren als Chef der Feuerwehr im Burgenlandkreis. Gegen solch ein Unglück mit Kindern sei "ein Unfall auf der Autobahn nichts", sagte er. Sollte der Junge ins Wasser gefallen sein, sei die Überlebenschance sehr gering. Das Wasser der Saale hat aktuell eine Temperatur von vier Grad.

Die Mutter der beiden Kinder wird nach Angaben der Rettungskräfte medizinisch und psychologisch betreut. Die Kinder haben noch drei ältere Geschwister. Der Junge besucht die erste Klasse einer Grundschule, die Schwester ging in eine Kindertagesstätte. Bürgeramtsleiter Maik Trauer sagte, die Kinder kämen aus "einfachen sozialen Verhältnissen". Die Mutter habe sich stets um ihre Kinder bemüht und gesorgt.

Wieso das fünfjährige Mädchen und ihr ein Jahr älterer Bruder nur mit leichten Sachen bekleidet waren, war zunächst noch unklar. Die Polizei wollte dazu keine weiteren Details nennen. Die Eltern lebten getrennt. Der Vater wohne unweit der Kinder.

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