Tsunami in der Südsee:Mindestens 13 Tote und Tausende auf der Flucht

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Die Salomonen-Inseln in der Südsee sind am Montagmorgen von einem fünf Meter hohen Tsunami überrascht worden. 13 Menschen starben bei der Katastrophe. Tausende sind auf der Flucht.

Ein meterhoher Tsunami hat am Montag auf den Salomonen-Inseln in der Südsee mindestens 13 Menschen in den Tod gerissen und Tausende in die Flucht getrieben.

Ein Tsunami hat am Montag 13 Menschen auf den Salomonen-Inseln das Leben gekostet. (Foto: Foto: dpa)

Fünf Meter hohe Wellen brachen am Morgen ohne Vorwarnung über die Provinzhauptstadt Gizo herein. Nur fünf Minuten zuvor hatte ein heftiges Erdbeben der Stärke 8,0 den westlichen Teil des Archipels im Südpazifik erschüttert.

In Australien wurden erstmals sämtliche Strände an der Ostküste gesperrt. Einige Stunden später gab es dort jedoch Entwarnung. Auch am Abend gab es auf den Salomonen-Inseln noch keinen kompletten Überblick über das Ausmaß der Katastrophe.

"Sämtliche Häuser an der Küste von Gizo sind zerstört", sagte Provinzgouverneur Alex Lokopio dem Nachrichtensender ChannelNewsAsia. Nach Angaben eines Augenzeugen trieben vor der Küste Leichen im Wasser. Mindestens 3000 Menschen flüchteten aus Gizo in die Berge.

Das Salomonische Rote Kreuz meldete, dass etwa 2000 Menschen obdachlos und etwa 500 Häuser auf den Inseln zerstört oder beschädigt waren. Wie die Lage auf den hunderten kleinen Inseln in der Nähe war, blieb unklar. Dort leben Fischerfamilien in Strohhütten direkt am Strand. Die wenigen Touristen auf den Salomonen kommen überwiegend aus Australien.

Das Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii schlug nach dem Beben um 22.39 Uhr MESZ Tsunami-Alarm für weite Teile des Südpazifiks. In der australischen Metropole Sydney wurden in der Nähe des Strandes Kindertagesstätten geschlossen und die Kinder zu ihren Eltern gebracht. Im Hafen stellten die Fähren vorübergehend ihren Betrieb ein.

Bei den Einwohnern der Region wurden angstvolle Erinnerungen an die Tsunamikatastrophe Weihnachten 2004 wach. Ein schweres Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra löste damals eine gigantische Welle aus, die in einem Dutzend Ländern mehr als 220 000 Menschen in den Tod riss.

"Es gibt Vermisste, und wir sehen Leichen im Wasser treiben", sagte Krankenhausmitarbeiter Ian Maneatu Laska aus Gizo. "Helfer konnten sie wegen der anhaltend hohen Wellen nicht bergen." Laska sprach mit Regierungssprecher George Herming, der die Aussagen auf die Webseite des Premierministerbüros stellte.

"In der Stadt sind mindestens 2000 bis 3000 Menschen obdachlos", berichtete Danny Kennedy australischen Medien. Der Mann betreibt einen Taucherladen in Gizo. "Ich fahre gerade die Straße hinunter, da liegen Boote herum, und manche Gebäude sind völlig eingestürzt."

Das Epizentrum des Erdbebens lag nur 40 Kilometer südöstlich von Gizo, zehn Kilometer unter dem Meeresboden. Es folgten nach Angaben der US-Geologiebehörde USGS innerhalb von 22 Minuten zwei weitere schwere Beben der Stärke 6,7 und 6,4. Dutzende kleinere Nachbeben erschütterten die Region noch Stunden später.

Das Lagerhaus des Roten Kreuzes auf der Insel Gizo sei jedoch intakt geblieben, hieß es. So konnten von hier aus Menschen mit Hilfsgütern versorgt werden. Nach Angaben von Laska waren zahlreiche Geschäfte in der Stadt zerstört. Die ganze Insel sei überflutet gewesen. Viele Menschen seien in ihren Häusern von der Welle überrascht worden und hätten nicht fliehen können.

Das Wasser sei erst nach Stunden zurückgegangen. ChannelNewsAsia zeigte Aufnahmen aus einem Helikopter, auf denen zahlreiche zerstörte Gebäude zu sehen waren. Die Telefonleitungen nach Gizo waren stundenlang unterbrochen. Der Flughafen wurde schwer beschädigt und teilweise gesperrt.

Die australische Armee, die nach Unruhen im April vergangenen Jahres ins Land gerufen worden war, stellte Helikopter und Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung. "Dies sind schwere Zeiten für unsere Nation", sagte Premierminister Manasseh Sogavare in einer Fernsehansprache. "Ich fordere alle Behördenchefs auf, die nötige Betreuung der Menschen zu ihrer höchsten Priorität zu machen."

Nach Angaben des deutschen Honorarkonsuls Gerald Stenzel lebt nur eine Hand voll Deutscher in dem Land. In der Hauptstadt Honiara sei das Beben zu spüren gewesen. "Hier ist aber alles normal", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Erkenntnisse über mögliche deutsche Opfer gab es nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin nicht.

Die Salomonen sind ein bitterarmer Inselstaat rund 2 500 Kilometer nordöstlich von Australien. In der Vergangenheit hat es immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen der Melanesier, Polynesier und Mikronesier gegeben. Erst im April vergangenen Jahres wurden zum wiederholten Mal australische Soldaten zur Hilfe gerufen. Deshalb gibt es kaum eine Tourismusindustrie. Die meisten der rund 10 000 Besucher im Jahr kommen aus Australien.

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