Transplantationsskandal in Göttingen:Angeklagter Arzt bestreitet Mangel an Spenderorganen

Er wird beschuldigt, Daten manipuliert zu haben, um schneller an Organe für seine Patienten zu kommen. Bereits zu Beginn des Prozesses hatte der Chef der Transplantationsmedizin im Göttinger Uniklinikum die Vorwürfe zurückgewiesen. Jetzt erklärt er, es habe stets genügend Organe für alle gegeben.

Erneut steht der ehemalige Chef der Göttinger Transplantationsmedizin vor Gericht. Dabei ging es an diesem Freitag zunächst um allgemeine Aspekte der Organübertragung. Der Arzt bestritt in diesem Zusammenhang einen Mangel an Spender-Lebern. Würden sogenannte stabile Patienten von der Warteliste genommen, gäbe es sogar ein Überangebot an Organen, sagte der Mediziner vor dem Göttinger Landgericht.

Der 46-Jährige muss sich seit Montag wegen versuchten Totschlags in elf Fällen und Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen verantworten. Er soll Daten manipuliert haben, um schneller an Organe für seine Patienten zu kommen. Die Vorwürfe hatte der Arzt bereits beim Prozessauftakt in einer schriftlichen Stellungnahme bestritten. Jetzt erklärte er, es habe für Patienten mit einem dringenden Bedarf immer genügend Organe gegeben. Auch finanzielle Motive hätten für ihn keine Rolle gespielt.

Am Nachmittag will das Landgericht Göttingen den Ermittlungsführer der Polizei anhören.

Bei dem Prozess handelt es sich um das bundesweit erste Verfahren, in dem einem Arzt nach Manipulation von Patientendaten Tötungsdelikte vorgeworfen werden. Rechtsexperten halten es für problematisch, dass nicht klar nachgewiesen werden kann, wer die Geschädigten sind.

Der Prozess dürfte sehr langwierig werden, bislang sind bis Mai 2014 mehr als 40 Verhandlungstage angesetzt.

© Süddeutsche.de/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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