Transgender-Kind in den USA:"Ich bin ein Junge"

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Eine amerikanische Familie bekommt eine Tochter und zieht nun einen Sohn groß: In einem bewegenden Video dokumentieren sie die Geschichte ihre Kindes. Dafür erhalten die Eltern nun einen Preis.

Ryland sieht schick aus in seinem schwarzen Anzug und der gestreiften Krawatte. Er steht mit seinen Eltern auf der Bühne, neben dem Podium. Hillary und Jeff Whittington haben gerade einen Preis erhalten für ein Video mit Aufnahmen aus dem bisherigen Leben des Sechsjährigen, das nun im Netz verbreitet wird. Viele Eltern machen solche Aufnahmen, doch nicht viele Sechsjährige haben eine Geschichte wie Ryland.

Vor sechs Jahren bekamen die Whittingtons eine Tochter. Die Familie aus San Diego kaufte Mädchenklamotten, in Rylands Zimmer dominierte Pink. Als das Mädchen ein Jahr alt war, bemerkten die Eltern, dass Ryland taub ist. Ein Schock. Doch dank Cochlearimplantaten lernte sie sprechen - und sagte eines Tages: "Ich bin ein Junge."

Die Eltern ignorierten das zunächst, dachten, es wäre nur eine Phase, die schon vorübergehen würde. Doch Ryland lehnte alles Weibliche ab, wollte keine Mädchensachen, kein Pink. "Warum hat Gott mich so gemacht?", fragte das Mädchen einmal. Ein anderes Mal sagte Ryland: "Wenn die Familie stirbt, schneide ich mir die Haare kurz, um ein Junge zu sein."

Die Whittingtons begannen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und suchten professionelle Hilfe. Sie erfuhren, dass sich die Identität bei Kinders im Alter zwischen drei und fünf Jahren herausbildet - für sie gab es keinen Zweifel mehr: Ihre Tochter ist Transgender. Die Whittingtons stießen auf eine Studie, der zufolge mehr als ein Drittel der Betroffenen sich umbringt, weil die soziale Akzeptanz fehlt. Sie bekamen Angst und entschlossen sich, Rylands Identität zu akzeptieren.

Sie schnitten die langen blonden Haare ab, kauften Jungsklamotten, auch das Pink verschwand aus Rylands Zimmer. Sie nutzten jetzt ein neues Personalpronomen: "er".

In dem siebenminütigen Video dokumentieren die Whittingtons die schwierige Zeit. Dafür wurden sie nun auf dem jährlichen Harvey Milk Diversity Breakfast geehrt. Milk war der erste US-Politiker, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte, in den 1970er-Jahren setzte er sich für Bürgerrechte von Schwulen und Lesben ein.

Auch Ryland selbst spricht auf der Preisverleihung. Von einem Zettel liest er ab: "Mein Name ist Ryland. Ich bin ein Transgender-Kind."

Das Video ist in Deutschland nicht verfügbar. Die Daily Mail zeigt einige Bilder.

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