In einem so übellaunigen und missgünstigen Land wie Deutschland ist der chronische Aufstieg Til Schweigers zur beliebtesten Hassfigur aller 40- bis 60-Jährigen unausweichlich. Er sieht besser aus als die meisten Vertreter dieser Alterskohorte, ist sportlicher, schlanker und zudem unverschämt erfolgreich. Wahrscheinlich riecht er auch besser. Gemeinerweise schert er sich zudem wenig um die Meinungen und Kritiken der Anderen und verfolgt seine Filme und Projekte, widdewidde, wie es ihm gefällt. Diese wurstige Unabhängigkeit macht seine Neider noch hässlicher.
Dass Schweiger jetzt, im jungenhaften Alter von 54 Jahren, ein künstliches Hüftgelenk bekommen hat, mag für all die Giftzwerge und Intriganten ein willkommener Anlass zur Häme sein: Seht her, den ewigen Stenz plagen schon Altersbeschwerden - der Womanizer braucht eine Prothese.
Schweigers eigene Mitteilung klingt leider eher wie ein Bulletin aus der Geriatrie und nicht nach dem Haudrauf, der inzwischen ganz Hamburg mitsamt aller benachbarten Hansestädte in Schutt und Asche gelegt haben müsste: "Täglich lege ich längere Strecken ohne Krücken zurück, bin fast schmerzfrei und fühle mich pudelwohl. Sobald ich wieder ein Zeitfenster habe, kommt die rechte Hüfte dran!" Davon wollen wir genauso wenig wissen wie vom Reha-Verlauf, falls Clint Eastwood einst die Prostata entfernt werden sollte oder welche Narben blieben, wenn Jack Nicholson sich die Krampfadern veröden lassen würde.
Allerdings muss die künstliche Hüfte in der populären Wahrnehmung endlich umgedeutet werden. Stehen Knochenpfanne und Hüftkopf ungünstig zueinander oder sind beide schlicht etwas zu klein ausgefallen, kann ein Ersatz mittels Prothese auch schon bei 30-Jährigen notwendig werden, selbst wenn sie kein Gramm Übergewicht auf die Waage bringen. Chronische Überlastungen sowie Fehlbelastungen bei Leistungssportlern können ebenfalls bereits früh den Gelenkersatz nötig machen.
So wird ein orthopädischer Schuh draus: Til Schweiger hat im filmischen Kampf gegen das Böse wie gegen die gehässige öffentliche Meinung alles gegeben. Das hinterlässt Spuren. Die Hüftprothese ist das Verwundetenabzeichen für all diese Mühen - und immerhin teilweise aus Titan.