Thailand:Unglück im Glück

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Die Meeresschildkröte in einem Glücksteich in Thailand hatte insgesamt fünf Kilogramm Kleingeld geschluckt. (Foto: Sakchai Lalit/dpa)

915 Münzen sind im Magen einer Meeresschildkröte in Thailand aufgetaucht. Sie wurde Omsin genannt, Sparschwein. Nun ist sie nach einer Operation gestorben. Warum aber füttern Menschen Schildkröten mit Geld?

Von Laura Hertreiter

Augen schließen, Münze über die Schulter werfen, Wunsch frei. Im Vergleich zu anderen Urlaubsattraktionen ist der Münzwurf in Brunnen, Teiche und Bäche nicht nur besonders vielversprechend, sondern bei einer überschaubaren Anzahl von Wünschen auch wesentlich günstiger. Klar also, dass sich das Prinzip auf der ganzen Welt verbreitet hat und Reisende inzwischen auf diese Weise lästiges Kleingeld in mehr oder weniger bekannten Gewässern versenken. Zwischen den Ausgrabungen von Pompeji, im Restaurantbrunnen des New Yorker Metropolitan Museums, im Taufbad des Jüdischen Museums in Fürth.

Aus der Fontana di Trevi in Rom, dem berühmtesten aller Wunschbrunnen, fischen Angestellte der Stadt jedes Jahr mehr als eine Million Euro, die dann zu wohltätigen Zwecken gespendet werden. Welche Summe sich auf diese Weise auf dem Grund des thailändischen Teichs der Provinz Chonburi, 120 Kilometer südöstlich von Bangkok, angesammelt hat, weiß niemand so genau. 915 Münzen aber sind kürzlich wieder aufgetaucht - im Magen einer Meeresschildkröte. Sie hatte fünf Kilogramm Kleingeld geschluckt, eine unglaubliche Menge, die letztlich ihren Tod bedeutete.

Omsin wurde sie genannt, das Sparschwein. Nach einer Operation blieb sie bewusstlos

Tierschützer hatten das 25 Jahre alte Schildkrötenweibchen zum Gesundheitscheck in eine Schutzanlage der Marine gebracht. Dort war aufgefallen, dass es beim Schwimmen ein Bein nicht benutzte. Mit einer Röntgenuntersuchung und einer Computertomografie entdeckten die Veterinäre schließlich die große Menge an Kleingeld. Fünf Tierärzte entfernten es in einer sechsstündigen Operation, wie die Universitätsklinik Chulalongkorn in der Hauptstadt Bangkok mitteilte. "Die Münzen kamen aus vielen Ländern, hauptsächlich aus Asien", sagte einer von ihnen anschließend der Presse.

Das 60 Kilogramm schwere Tier schien sich zunächst gut zu erholen und bekam den Namen Omsin, zu deutsch: Sparschwein. Weltweit wünschten Tierfreunde in sozialen Netzwerken gute Genesung; ob diesen Wünschen auch mit neuen Münzen im Brunnen Nachdruck verliehen wurde, ist nicht bekannt. Letztendlich half alles nichts: Am Wochenende zeigte eine Untersuchung laut Klinik weitere Schäden an den inneren Organen. Das Ärzteteam operierte erneut. Anschließend blieb Omsin bewusstlos und starb am Dienstag.

Sie ist sicher nicht die einzige Schildkröte, der die Wunschbrunnen-Tradition zum Verhängnis wurde. Denn in Thailand ist man überzeugt, dass der Münzwurf vor allem in Schildkröten-Teiche viel Glück und ein langes Leben bringt. Dem Menschen, natürlich.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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