Thailand:Nicht ohne unsere Tochter

In Bangkok streiten - wieder einmal - ein Paar und eine Leihmutter um ein Kind.

Von Laura Hertreiter

Irgendwo in Bangkok wird ein Baby versteckt. Das ist der Zwischenstand des jüngsten Leihmutterschafts-Streits in Thailand. Der Amerikaner Gordon Lake und der Spanier Manuel Santos, ein verheiratetes Paar, hatten die mittlerweile neun Monate alte Carmen von einer Leihmutter austragen lassen. Weil diese nun selbst Ansprüche erhebt, darf das Kind nicht nach Spanien ausreisen. Bis Montag hatten die Väter mehr als 160 000 Unterschriften für die Petition "Bring Carmen Home" gesammelt und bei der US-Botschaft eingereicht. Die Behörden können jedoch keinen Pass ohne die Zustimmung der Leihmutter ausstellen. Lake, der biologische Vater, hat sich nun nach eigenen Angaben mit Carmen in Bangkok versteckt. Er werde das Land nicht ohne die Tochter verlassen.

Die Rechtslage in Thailand war jahrelang unklar, die weltweite Vermittelung von Leihmüttern ein großes Geschäft - bis 2014 zwei Skandale aufgedeckt wurden: Im Fall "Gammy" trug eine Frau für ein australisches Paar Zwillinge aus; der Junge wurde mit Down-Syndrom geboren, die Eltern ließen ihn zurück und reisten mit der gesunden Tochter ab. Zeitgleich wurde der Fall eines Japaners bekannt, der von Leihmüttern zehn Kinder gebären ließ. Die Gesetze wurden daraufhin verschärft, Leihmuttergeschäfte mit Ausländern sind nun illegal. Carmen sei jedoch vor der Gesetzesänderung geboren, argumentierten die Väter. Die Leihmutter sagte, sie akzeptiere keinen schwulen Eltern. Weil in Thailand Homo-Ehen auch von offizieller Seite nicht anerkannt werden, stehen die Chancen der Väter schlecht, wenn der Fall Ende Oktober vor Gericht verhandelt werden wird.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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